7.282 km von zu Hause entfernt

Lake Manyara

Im Zug Richtung Dar es Salaam, irgendwo, TZA // 15:00 Ortszeit

Anmerkung: Bilder gibt‘s leider erst die Tage. Ich hab mal WLAN, ist aber super lahm und mein Datenvolumen ist bald aufgebraucht. Aber ich bin ja auch bald zu Hause, dann findet ihr hier ganz viele Bilder von süßen Tieren. Natürlich bekommt ihr dann eine Info, entweder hier, oder über den Newsletter.

Aufstehen

Ich bin als Erster wach. Um halb acht ist Frühstück, vorher noch duschen, Kram packen, vor Jay wachsein. Braucht alles seine Zeit. Im Bad unter die Dusche. Ohwei, ich seh den selben Duschkopf wie schon in Moshi, allerdings fehlt der zugehörige Schalter. Gestern Abend hat die Dame doch gesagt, dass wir erst Bescheid geben müssen, bevor wir warm duschen wollen, dann würde man alles einschalten. Nicht bescheid gesagt, kein warmes Wasser. Aber auch keine Verbrennungen. Also alles sehr gut. Unter der Dusche wurde das Wasser wider Erwarten warm. Aber nur warm, angenehm warm. Mental stellte ich mich schon auf Verbrühungen und die Unmöglichkeit zu duschen ein, aber alles war fein. Sehr angenehm. 

Eine halbe Stunde später steht auch Jay auf. Der Schlaf hängt ihm noch sichtlich in den Augen, extrem wortkarg, geht ohne mit der verklebten Wimper zu Zucken ins Bad. Auch hier: Duschgeräusche, Zähneputzgeräusche und Geräusche, die auf funktionierende Darmtätigkeit hindeuten. Beim Verlassen des Bades bringt er immerhin ein knirschendes „Morning“ zustande. Guten Morgen!

Nachdem ich auch, heute mal drinnen, Zähne geputzt habe, packe ich meinen letzten Kram zusammen und wackel samt meinem illegalen Mitbewohner zum Frühstück.

Frühstück

Am Frühstückstisch: Sämtliche vom amerikanischen Kontinent schauen wie Jay, der Rest schaut eigentlich recht fit aus. Es gibt Avocados, Gemüse, Brot, Pfannkuchen, Omelette, Aufstriche, Instant-Kaffee und Tee. Sehr reichhaltig, ich freue mich immer noch, dass es was anderes als Reisbällchen gibt. Einer erzählt, es hätte in der Nacht brutalst geregnet und gewittert, hätte auch lange nicht schlafen können. Ich hab mal nichts mitbekommen, einen gesunden Schlaf hab ich immerhin.

Abfahrt

Geplant um viertel nach acht. Ich glaube nicht dran, erst recht nicht, weil mich ein anderer Fahrer abholen soll. Der Gute von gestern Abend lädt doch tatsächlich Zelte und Camping-Ausrüstung ein. Das ist echt unfair! Erst werde ich von meiner Gruppe getrennt, dann erfahre ich auch noch, dass die Anderen am Rand des Ngorongoro-Kraters Campen dürfen. Das hätte ich wirklich sehr gerne gemacht, aber wer weiß, wo ich diese Nacht schlafe. We will see.

Ich bekam irgendwann die Info, dass mein Fahrer unterwegs sei, und in wenigen Minuten da sein müsste. Da ich daran schon lange nicht mehr glaube, bin ich erst mal noch in aller Gemüts Ruhe Richtung Toilette gelaufen. Eine halbe Stunde später ist meine alte Gruppe samt Koch losgeprescht, mein Fahrzeug kam dann schon insgesamt 40 Minuten später, um kurz nach neun waren wir on the road.

Anfahrt

Naja. Zumindest kurzzeitig. Der Toyota machte einen tendenziell weniger vertrauenswürdigen Eindruck um ehrlich zu sein. Komplette, mehrfach gerissene Windschutzscheibe mit Steinschlägen von der Größe eines Pappbierdeckels. Besonders dicht war er sicher auch nicht, andernfalls wären sicher alle Sitze trocken geblieben. Bei diesem war eigentlich kein Sitz so wirklich trocken, man kann maximal über Abstufungen von „Klitschnass“ nachdenken. Tatsächlich lenkte unser Guide den Wagen direkt zur nächsten Werkstatt. Irgendwas müsse kontrolliert werden, ich glaube er meinte was von Luftdruck. Luftdruck ist gut, solange nichts schlimmeres kaputt ist.

Am Gate angekommen sagte er uns, wir könnten uns fünf Minuten die Beine vertreten, er müsse schnell Papierkram machen und dann gehts direkt weiter. „Wir“ waren übrigens ein junges Ehepaar aus Spanien und ich. Also nur zu dritt unterwegs, hat auf jeden Fall auch was cooles! Außerdem gab‘s an dem Gate ein – man höre und staune – funktionierendes WiFi. Schnell einloggen, Bilderupload starten. Backups sind wichtig! Aus fünf Minuten wurden über 30. Irgendwas stimmt mit der Bezahlung nicht. Er telefonierte sich die Finger wund und ich sah meine Tour schon den Bach runtergehen. Kurz bevor ich dann endlich Jimmy, meinen Tour-Operator, anrufen wollte, kam er freudestrahlend zurück und meinte „Adventure continous!!“ Na dann mal los!

Vor der Pause

Also dieser Guide ist echt kein Vergleich zu Eliyah von gestern. Man merkt extrem, wie viel Spaß er hat, erklärt gut, und ich hatte den Eindruck, dass wirklich einiges an Fachwissen dahinter steckte. Immerhin ist er seit 2004 auf Safaris unterwegs, hat aber scheinbar den Spaß keineswegs verloren. Wie oft hat er sein Handy gezückt, hat Bilder und Videos gemacht, angehalten um uns auf große, und auch sehr kleine Tiere, wie etwa Vögel und Insekten, aufmerksam zu machen. Und er hat es gut geschafft, alle dazu zu ermutigen, Fragen zu stellen. Meiner Meinung nach ist jemand dann gut, wenn man keine Angst mehr vor vermeintlich dummen Fragen hat. Er hat‘s geschafft, großen Respekt! 

Die Route führte uns durch den Dschungel. Teilweise unterbrochen von wenig vertrauenswürdigen Brücken und Flussdurchfahrten. Aus einer mussten dann auch mal mehrere große Steine geräumt werden, andernfalls wäre das Differential unseres, sowieso schon angeschlagenen, Geländewagen sicher im Fluss hängen geblieben. Für weiteren Vortrieb auf jeden Fall ungünstig. 

Um halb zwölf kamen wir an einem kleinen Strand vorbei. Die Kiste wurde angehalten, und wir wurden, zu meiner größten Verwunderung, dazu aufgefordert, gerne auszusteigen und an den Strand zu laufen. Natürlich gemacht, raus aus der Kiste, an den Strand. Hier liegen einige Boote, angeblich kann man zur Tour einen Bootstrip zusätzlich buchen. Ob ich in einem dieser Boote auf den See raus will? Ich glaube nicht um ehrlich zu sein. Und wieder verwundert: Der See besteht aus Salzwasser. Hat aber keinen Anschluss zum Ozean. Verrückt! Außerdem ist er nur zur Hälfte Nationalpark, die andere Seite darf und wird ganz normal bewirtschaftet. 

Eine halbe Stunde später wollten wir eigentlich zum nächstgelegenen Aussichtspunkt zum Mittagessen. Dafür mussten wir wieder einen Fluss kreuzen. An dieser Stelle nur dummerweise ohne Brücke, und die Ranger, die sich vor dem Fluss postiert hatten, rieten auch davon ab. Die Gewalt des Flusses war ziemlich krass. Hohe Fließgeschwindigkeit, überall Schaum, braunes Wasser, durch welches man natürlich nicht sehen konnte, zudem befanden sich sicher größere Baumteile darin und der Boden unberechenbar. Unser Guide sagte, dass wir auf gar keinen Fall durchfahren könnten. Ein anderer Mann, der scheinbar kurze Hosen und Sandalen, nicht aber sein Leben liebte, war etwas anderer Meinung. Da sich wohl um keinen Profi handeln konnte, war einfach am gelben Nummernschild zu sehen, also kein kommerzielles Fahrzeug, sondern privat. Er ging mit seinen Sandalen und kurzen Hosen bis zur Mitte seiner Oberschenkel in die todbringende Brühe, rutschte unter Wasser auch häufig ab, und ich sah ihn schon von den Fluten weggerissen werden. Wie man so unvernünftig sein kann, das ist und bleibt ein Rätsel.

Wir nahmen auf jeden Fall einen anderen Weg. Noch ohne Mittagessen, aber dafür deutlich sicherer. Zu unserem Glück! Wir sahen etwas, was selbst unser Guide seit 2004 noch nie gesehen hatte. Links in den Bergen stürzte Wasser in die Tiefe. Eine richtige Furche hatte es schon gezogen. Scheinbar Ergebnis des heftigen Regens der Nacht. Wieso ausgerechnet jetzt diese Schneise mit einem riesigen Wasserfall versehen war, das konnte sich unser extrem begeisterter, und ebenso breit grinsender, Fahrer nicht erklären. Viele Fotos und Videos später fuhren wir weiter. Weiter in Richtung Mittagessen.

Mittagessen

Unspannend. Außer, dass man mir die falsche, nicht-vegetarische Lunchbox eingepackt hatte, und, dass mir auffiel, dass unser Toyota eine Schraube locker hatte, war alles Problemlos. Die Schraube, oder besser gesagt Mutter, fehlte übrigens am linken Vorderrad. Ja, ist bekannt, aber deshalb wären ja noch vier weitere da. Alles klar. Immerhin wurde mir keine Banane oder sonst was von irgendeinem Tier geklaut. 

Nach der Pause

Eine Stunde fuhren wir noch. Aber die lohnte sich extrem. Mal wieder fiel unserem Guide der Unterkiefer krachend zu Boden. Vor uns tauchte ein großer Elefant auf. Auf der Straße. Und er hielt direkt auf unser Auto zu. Motor aus, still sein, und warten. Er kam langsam auf uns zu, als ob‘s nix wäre. Natürlich erwartete ich, dass er von unserem Auto nach links oder rechts in den Wald abbiegt, aber nein! Er ging direkt am Auto vorbei. So nah, dass er die linke Seite streifte und ich nur noch einen halben Meter, und etwas altes japanisches Trompetenblech, zwischen mir und diesem wahnsinnig tollen Tier hatte. Das war unglaublich cool!

Diese Begegnung entschädigte auch, dass wir keinen Löwen gesehen hatten. Der Lake Manyara National Parc ist dafür berühmt, dass es hier Löwen gibt. Auf Bäumen. Ja genau, auf Bäume kletternde Löwen. Sehr sehr selten auf der Welt, wobei ich mich frage, wieso? Ist doch auch nur ne Katze… Aber egal. Unser Guide sagte auch, dass er es in ca. 60 Prozent seiner Besuche gesehen hätte. Ich rechnete ehrlicherweise mit weniger, aber dann scheint ja echt was dran zu sein!

Um drei ist unsere Tour leider schon vorbei. Es war auf jeden Fall wunderschön. Ich hab wahnsinnig tolle Natur gesehen, Elefanten, wie gesagt auch unfassbar nah, Giraffen, wie immer nur weit weg, große Antilopen, und die kleinsten bekannten Antilopen, viele viele Paviane, grüne und blaue Meerkatzen, unterschiedlichste Vögel und Insekten aber keine Löwen. Naja, morgen ist ja auch noch ein Tag, vielleicht komme ich dann die Big Five voll.

Lodge

Zurück in der Lodge. Der gleichen Lodge wie gestern. Natürlich hätte ich gerne was anderes gesehen, oder zumindest gecampt, aber so ist auch gut. Immerhin kenn dich hier alles und jeden, macht‘s auch entspannt. Nach der Ankunft bin ich erst mal für zwei Stunden ins Bett zum Ruhen, um sechs wieder auf und erst mal ne Tasse Instant-Kaffee reingezogen. Immerhin wurde zum Kaffee aufgedeckt, da kann ich‘s auch nutzen. Und ich hatte ohnehin schon lange keinen Kaffee mehr. Im Endeffekt bin ich fließend zum Abendessen übergegangen. Der Manager kam extra, und fragte was ich essen möchte oder vertrage. Ich hatte das Gefühl, dass ihm jemand die Aktion mit der falschen Lunchbox gesteckt hatte, und er es irgendwie wieder geradebiegen wollte. Allerdings war‘s auch einfach ein netter Kerl. Meine Angaben wurden hervorragend umgesetzt: Karottensuppe, Salat, Gemüse kalt und warm, Reis und zum Nachtisch noch Mango und Banane. Wahnsinnig lecker, gepackt hab ich kaum alles, aber wirklich wahnsinnig gut. Scheinbar gibts hier nur gute Köche. Direkt neben mir platzierte sich die amerikanische Familie vom vorherigen Morgen. So wirklich war ihnen auch nichts recht, schade eigentlich. Es war wirklich gut.

Den Abend lies ich alleine am Telefon ausklingen, dann ins Bett. Hier mal wieder was typisches: Der Strom geht zwar schon, allerdings ist die Netzspannung und/oder -Frequenz meiner Meinung nach weit ab der Norm. Einige Sachen spielen verrückt, so funktionierte der Fingerprint-Sensor am iPad nicht bei angeschlossener Stromversorgung. Aber das ist fast normal hier. Also alles anstecken, wer weiß wie lange der Strom da ist, Mosquitonetz und Augen schließen und Abflug ins Land der Malarone-Träume.

Lala salama Mto wa Mbu!

1 Kommentar

  1. Kerstin Fraunholz

    Lieber Niklas,
    wir freuten uns sehr über den Blog und bekamen einen interessanten Einblick in die Lebensweise der Menschen in Tansania und der
    beeindruckend großen Gastfreundschaft.
    Wir freuen uns auf dich.
    Mama, Papa und Emelie

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