Der heutige Tag fing mit einem ähnlichen Frühstück wie gestern an, zusätzlich bekam ich noch eine Süßkartoffel. Zumindest sagte man mir, dass es eine Süßkartoffel wäre, allerdings sah diese gänzlich anders aus als erwartet. Geschmacklich war diese leider wenig überzeugend – eine Mischung aus purer Stärke und super mehliger Konsistenz, dennoch drückte ich die Kartoffel runter, sättigend war sie allemal. Kurz darauf ging’s dann in mein Zimmer, irgendetwas ist mir nicht so gut bekommen beim Frühstück, aber egal. Ne halbe Stunde später war wieder alles gut.
Nach dem Frühstück wollte ich dann online für meinen Flug morgen nach Songea einchecken. Die passende E-Mail wurde schnell gefunden, doch leider war der Check-In trotz vielversprechender Betreffzeile („Check-In opened“) nicht möglich. Meine Buchungsnummer gäbe es wohl auch nicht laut System. Da ich allerdings schon ein E-Ticket ohne Check-In zu Hause ausgedruckt hatte, der Flug bezahlt und fest geplant ist, entschloss ich mich zum Flughafen zu fahren um dort direkt nachzufragen – weit ist es ohnehin nicht. Also E-Ticket eingepackt, Reisepass mitgenommen und die Uber-App am Handy gezückt – wenige Minuten später fuhr auch schon mein knatterndes Bajaji vor. Kaum mehr verwundert über riskante Überholmaneuver mehrerer Lastwagen mit großer Aufschrift „DANGER“, holprigen Abkürzungen durch den Straßengraben oder das Überqueren von Gleisen auf denen erst einmal spielende Kinder aufgescheucht werden mussten ging’s ab zum Flughafen.
Am Terminal 2 angekommen stellte ich mich selbstverständlich zunächst in der falschen Schlage an, am Schalter wurde ich nur verdutzt angeschaut wieso ich selbst fliegen wollen würde – im Nachhinein wurde mir mein Fehler bewusst, riesige Lettern „ONLY CARGO“ gaben den passenden Hinweis. In der richtigen Schlange konnte mir dann schnell geholfen werden. Ja, mein Ticket ist gültig. Nein, der Check-In öffnet erst zwei Stunden vor Abflug. Zugleich glücklich, dass ich morgen weiterkomme, als auch verwundert über die Betreffzeile der E-Mail, beschloss ich den Flughafen noch etwas genauer zu erkunden.
Die Unterschiede zwischen Terminal 2 und 3 sind immens. Terminal 2 ist ausschließlich der Sicherheitsbereich Indoor, der Rest ist Outdoor unter einer Art Vordach, der Wartebereich ist winzig und die Sicherheitskontrolle besteht aus einem Röntgengerät. Ich denke mir, der Flughafen Hahn ist im Vergleich hierzu riesig. 350 Meter weiter befindet sich das neue Terminal 3. Hier werden, im Vergleich zu Termine 2, die internationalen Flüge abgewickelt. Der Departure-Bereich besteht allerdings auch hier vollständig aus Indoor-Sicherheitsbereich, der Arrival-Bereich war leider nicht zu betreten. Ein Uniformierter wies mich mehr oder minder freundlich hin, dass man hier nicht hin dürfe. Die Auslastung dieses riesigen Gebäudes erinnerte mich allerdings wieder stark an den vertrauten Flughafen Hahn.
Terminal 2Terminal 3Die Auslastung des Parkplatzes erinnert stark an den Hunsrückflughafen
Mit Snack im Bauch stiefelte ich los um ein Bajaji zu bestellen. Leider lässt es die Uber-App nicht zu, ein Bajaji auf dem Gelände zu ordern. Kaum bin ich in der Nähe der Grenze werde ich von mindestens 15 Fahrern angesprochen, ob ich einen Transfer bräuchte. Den freundlichsten suchte ich mir aus, es wurde sich auf einen Preis geeinigt und dann sprintete er los. Folgen musste ich irgendwie, ich würde ihn nie mehr finden. Problem: Die sechs-spurige Straße inclusive vier Abbiegespuren, zwei Einmündungen zum Flughafen, zwei zur Tankstelle und einer zu einer weniger als befahrbar einzustufenden Straße auf der Gegenseite. Da auf sechs Spuren locker zehn Fahrzeuge nebeneinander, kreuz und quer und sowieso ohne die Beachtung eines einzigen Verkehrszeichens fahren, war das Queren durchaus spannend, aber ohne Verluste etwaiger Körperteile oder größerer Mengen Blut gut machbar.
Im Hotel erst duschen, dann lesen. Dies Hitze macht mich fertig. Vor allem heute, 38 Grad. Durch den Stand der Sonne im Zenith ist auch Schatten kaum zu finden. Die Freude über meinen Deckenventilator hielt leider nicht besonders lange an. Nach kurzer Zeit viel der Strom aus, nach wenigen Minuten war er dann wieder da. Seit dem funktioniert das WLAN zwar kaum mehr aber immerhin geht der Ventilator. Die Freude hielt leider nicht besonders lange, nach einer halben Stunde fiel der Strom wieder aus, nach 45 Minuten ohne hörte man das Starten eines größeren Dieselmotors, einen Augenblick bewegte sich der Ventilator auch wieder. Mehrere Stunden unter Dieselbetrieb zogen ins Land, mittlerweile ist aber alles wieder gut. Nur WLAN gibts immer noch keins. Gerade eben funkte es gewaltig in einer Steckdose.
In diesem Moment habe ich eine Nachricht bekommen, dass mein Flug morgen von 9:30 auf 13:05 verschoben wurde. Ich bin mir nicht sicher, ob ich dem Frieden trauen soll, immerhin kamen in den letzten Tagen mehrere solcher Mails. Früh genug am Flughafen zu sein kann sicher nichts schaden.
Für heute genug geschrieben, ich lege mich gleich ins Bett, wer weiß wann ich morgen auch wirklich ankomme. Bis dahin.
Die erste Nacht war recht kurz aber erstaunlich gut. Wach wurde ich von dem allgemeinen Verkehrslärm, von Hitze und dem recht unsanften Einsortieren von Besteck und Geschirr in die außen liegende Spüle, welche sich direkt vor meinem Fenster befindet. Nach dem Duschen (und dem besorgen von Trinkwasser zum Zähneputzen) habe ich mich dann ans Frühstück gemacht. In einem kleinen Raum unterhalb meines Zimmers wurde Weißbrot, allerhand Marmelade, undefinierbares Heißen in einem Wärmebehälter und kleine Kuchen gereicht. Da ich meinen Bauch nicht schon am ersten Tag überfordern wollte, hab ich mich dann für‘s Weißbrot mit Marmelade entschieden, dazu ein Küchlein (welche übrigens exakt so aussehen und schmecken wie die selbstgemachten „Fassenachtskichelscha“ aka. Berliner von Oma) und einen Saft einer mir unbekannten Frucht. Oder Früchte? Keine Ahnung, was soll‘s, geschmeckt hat‘s auf jeden Fall.
Nach einer kurzen Pause habe ich mich dann an Weston gewendet, er hat mir ein Bajaji organisiert welches mich für 20.000 TSH (ca. 8€) die knapp 15km in die Innenstadt gebracht hat. Alles was ich gestern zum hiesigen Verkehr geschrieben hab wurde definitiv um Lichtjahre übertroffen. Dass Verkehrszeichen hier deutlich weniger Bedeutung haben als zu Hause war mir zwar bewusst, aber spätestens nachdem wir mit unserem Gefährt über eine rote Ampel geschossen sind bei der auch nur sechs weitere Spuren kreuzten wurde mir absolut klar, dass es sich hierbei maximal um Vorschläge (aber keinesfalls um Anweisungen) handeln kann. Auch wurde durch einige sehr offiziell ausschauende Männer versucht der Verkehr zu regeln, wobei ich mir im Nachhinein nicht sicher bin, ob sie es wirklich versuchten, oder nur bemüht waren nicht selbst überfahren zu werden. Die Fahrt endete sehr abrupt an einer Kreuzung mit den Worten „The city-center my friend“, ich rückte die Kohle raus und schon zischte mein Gefährt samt Fahrer schon ab.
Besagtes Bajaji (andernorts auch als Tuk-Tuk bekannt)
In der Innenstadt angelangt bin ich erst mal ohne Ziel losgestiefelt. Und wenn ich „gestiefelt“ schreibe, dann mein ich das auch so. Aufgrund meiner geplanten weiteren Reise habe ich wirklich festes Schuhwerk dabei, ich bin immer noch heil froh, diese Schuhe heute in der Innenstadt getragen zu haben. Entweder kennen die Menschen welche hier wohnen jeden Kieselstein oder haben Bänder wie Drahtseile, andernfalls ist ein unbeschadetes gehen hier kaum möglich. Die Qualität der Wege ist so wechselhaft, hier kann man Pflastersteine, Asphalt, Staub, Gestrüpp, kleine Steine und große Steine auf einem Weg haben, alles innerhalb weniger Meter und natürlich wahlweise mit Flüssigkeiten aller Art und super viel Unrat. Der Killer für jedes Außenband welches nur die Münchner sowie Hunsrücker Straßen gewohnt ist. Jedenfalls sind Stiefel für mich hier geeignet, alle anderen Menschen hier schwören auf Flip-Flops.
Eine wirklich guter WegIch hier mit Flip-Flops? Riecht nach Bänderriss
Tatsächlich habe ich neben Deodorant (welches man hier tendenziell nur in Apotheken bekommt) auch etwas Essbares auftreiben können. Wobei „auftreiben“ eigentlich die falsche Vokabel ist. Hier wird wirklich an jeder Ecke etwas angeboten, oftmals kann ich erahnen was es ist, möchte aber meinen Bauch noch nicht allzu viel zumuten. Nachdem ich an der was-weiß-ich-wie-vielten Fritteuse (also fettgefülltem Blecheimer mit Feuer drunter) vorbei gekommen bin überkam mich doch die Lust. Was wird hier angeboten? In einer Art Auslage wird Fleisch, etwas pommesartiges und etwas krautartiges angeboten. Ich entscheide mich für das pommesartige, bezahle 2.000 TSH (ca. -,80€) und bekomme eine richtig dicke Tüte voll sehr gut schmeckender Pommes mit sehr leckerer Soße bis jetzt unklarer Art. Eine Flasche Limo für 1.000 TSH hole ich an einer anderen Ecke und so gehe ich zu einem schattigen Platz um mein Mahl einzunehmen. Erst später stelle ich fest, dass ich wohl gerade gegenüber eines Krankenhauses bin, Menschen in Klinik-Dress lassen mich stutzig werden, der anfahrende Krankenwagen bestätigt meinen Verdacht.
Kurz zum weitern Aussehen in der Stadt: Alle Elektriker oder solche die es noch werden wollten sollten einfach die folgenden Bilder übersprungen.
Weiter gehts in Richtung Wasser. Das Meer ist ganz nah. Irgendwann erreiche ich auch einen Zaun, von dem aus das Wasser zu sehen ist. Der Straße folge ich ohne großartig darüber nachzudenken in eine Richtung, der immer stärker werdende Geruch nach Fisch deutet auf die Nähe eines Fischereihafens oder -Markts hin. Also dem Geruch nach und nach wenigen Minuten erreiche ich dann auch den Fischmarkt. Hier muss Jean-Baptiste Grenouille geboren worden sein, dieser Fischmarkt erinnert mich wirklich stark an das, was Patrick Süskind in „Das Parfum“ beschrieben hat. Und wieder bin ich wirklich froh mit meinen Stiefeln. Ich finde mich zwischen Styroporboxen mit wirklich frischem Fisch und wirklich altem, verwesenden Fisch, Schlachtabfällen, Blut, unzähligen Menschen und wahnsinnig vielen Mücken wieder. Ganz kurz kommt mir der Gedanke zum Erregerspektrum an diesem Ort in den Sinn und stelle dann einfach fest: Alles. Hier gibts wohl wirklich alles. Allerdings muss man sagen, dass der Geruch hier nicht am intensivsten war. Es muss einen Ort geben, von dem aus dieser wirklich intensive Geruchsmix ausgeht welcher mir immer wieder in die Nase getrieben wird. Kaum gehe ich um die Ecke entdecke ich es. Ein Gebäude, darunter dicht an dicht Menschen die Kochen, Menschen die Fischgekröse ausnehmen, eben dieses Fischgekröse überall auf Tischen und Boden, Blut, Mücken und frischem Fisch. Auch gibt es hier allerlei „Beilagen“, wie Gemüse, Wurzeln, Obst, Mais und dergleichen. Vieles davon schaut auch gut aus, leider wird alles von dem wirklich krassen Geruch übertüncht. Hier war ich dann wirklich froh, dass ich schon einige wirklich eklige Gerüche aufgrund meiner Arbeit in die Nase bekommen habe, allerdings wäre eine etwas schlechter funktionierende Nase an dieser Stelle sicher hilfreich gewesen.
An dem Zaun, ca. 10 Minuten vom FischmarktDas Gebäude des Fischmarkts, man beachte auch die wenigen Gasflaschen rechts
Achtung, gefühlt Fakten incoming: Der Verkehr besteht zu ca. 30% aus Motorrädern, 30% Bajajis, 25% „kaum“ überfüllten Bussen, der Rest setzt sich zusammen aus Autos, Handkarren, LKWs (deren Fahrerinnen und Fahrer eine sehr spannende Auffassung von Ladungssicherung haben) und vereinzelten Fahrrädern. Auch gibt es mehrere Linien eines offiziellen Schnellbus-Netzes, die Haltestellen und Wege hierfür sind extra gebaut und es scheint auch echte Buslinien zu geben. Bei den anderen Bussen, welche deutlich kleiner und nicht blau sind, hat man oft den Eindruck, dass der Besitzer einiges von sich preisgibt und den Bus wirklich nach seinen Vorstellungen gestaltet. So sind Busse mit gesprayten Gebeten, mit ausfüllenden Bannern von Fußballprofis und -Mannschaften, Jahreszahlen, Drohungen (?!) und allen Kombinationen aus all dem und noch viel mehr an mir vorbeigerauscht. Was mir allerdings nicht klar wurde, wie ich erkennen kann, wohin ein Bus fährt. Es ist und bleibt mir ein absolutes Rätsel, wie dieses System funktionieren soll. Es steht auf jeden Fall fest, dass zwei Menschen benötigt werden: Eine:r fährt, eine:r an der Tür. Erstere:r ist vermutlich vom Teufel besessen, kennt am Bus vor allem die Hupe sehr genau und hat auch wenig Skrupel mit Vollgas in Menschenmengen reinzurauschen, es hat alles funktioniert, niemand wurde überfahren und es waren immer noch mindestens 10 mm Luft zwischen Bus und anderen Verkehrsteilnehmenden, welche scheinbar alle weniger Rechte als Busse haben. Zweitere:r steht an der Tür, haut aufs Blech wenn ein Fahrgast kommt, lässt wieder anfahren wenn der Fahrgast nur noch wenige Schritte vom Bus entfernt ist und kassiert am Ende auch ab. Ein „voll“ gibt es auf jeden Fall nicht, ebensowenig gibt es Haltestellen und die Sache mit den Linien wird mir wohl für immer ein Rätsel sein.
Eine offizielle HaltestelleWohl ein Bus- und Bajaji-Bahnhof
An einem blauen Busse entdeckte ich jedoch, dass er wohl Richtung „Fire Station“ fahren würde. Also Handy raus, Maps auf, ist nur wenige Minuten entfernt also ab da hin. Meine Erwartung war zwar nicht sonderbar groß aber unspektakulären hätte es kaum sein können. Ein unscheinbares Gebäude, durch das offene Tor konnte man in den Innenhof sehen, dort standen zwei rote Fahrzeuge welche allerdings eher ausgemustert aussahen, weitere Fahrzeuge waren nicht auszumachen. Auch schien es nicht so, als ob sich hinter den drei geschlossenen Toren noch Feuerwehrfahrzeuge verstecken würden.
An dieser Stelle möchte ich noch das Ambulanzfahrzeug mit erwähnen, welches ich vor dem oben genannten Krankenhaus entdeckt habe. Scheinbar sind diese Transporter direkt den Krankenhäusern angegliedert, nirgends konnte ich etwas offizielles erkennen.
Fire Station. Im Hintergrund sind zwei Fahrzeuge zu erkennenDie Ambulanz
Etwas enttäuscht entschied ich mich den Heimweg anzutreten, die Uber-App half mir ein halbwegs vertrauenswürdiges Bajaji zu finden und 10 Minuten später rollte ein rotes Gefährt vor. Die Fahrt sollte doppelt so lange dauern wie der Hinweg, es war allerdings nur ein Kilometer mehr Strecke. Der Verkehr war schuld. Verkehrszeichen haben hier scheinbar keinerlei Bedeutung. An vielen fahrbaren Untersätzen sind Unmengen an bunt blinkenden Lichtern verbaut, scheinbar ohne Bedeutung. Wenn jetzt eine Ampel bunt blinkt…. Egal. Alles was zählt ist hupen und Vollgas. Ich musste einige Male den Atem anhalten aber mein Fahrer kannte sein Gefährt. Vor allem von der Bremsleistung und vom Wendekreis bin ich immer noch überrascht, mit kurzem Tankstopp wurde ich sicher am Hotel abgegeben. Für 13.000 TSH (ca. 5,20€) fast eine Stunde unterwegs, 15 Kilometer weit? Absolut super! Mit etwas Glück wird sowas auch demnächst an meinen Lieblings-Konzertlocations eingeführt, beim Teilen des Fahrpreises durch zwei würde sich richtig Geld sparen lassen. Wobei man wohl auch zu acht in einem Bajaji fahren kann. Heute gesehen. ABer für deutsche Verhältnisse WÜrde das den Rahmen schon sprengen.
Der Blick über die Schultern meine Fahrers während dieser auf den Quervekehr zurast.Hier geht nix mehr, alles steht, alles hupt.
Jetzt bin ich im Hotel, habe eben ein wenig telefoniert und werde gleich noch mehr telefonieren. FaceTime hilft wirklich sehr, sich hier nicht komplett allein und so weit weg von zu Hause zu fühlen, wie es in Wirklichkeit ist. Alles in allem muss man jedoch sagen, dass die Menschen hier alle wirklich freundlich sind und man auch echt den Eindruck hat, dass hier viel mehr gelacht wird aus im harten Bayern oder aufm Hunsrück. Morgen wird sich erst mal etwas ausgeruht, am Freitag morgen geht‘s wieder ab zum Flughafen, weiter nach Songea. Bis dahin.
Erst mal ein einziges Wort zum Wetter: klebrig. Warm mit 25°, durch 88% Feuchte gefühlt wie 28° und das mitten in der Nacht. Keine Ahnung wie ich das überleben soll…
Der Flug verlief zumindest bis zum Boarding reibungslos. Kurz vor Abflug meldete sich der Kapitän, dass wohl ein Netz im Belly kaputt wäre und man jetzt erst reparieren würde. Egal, ich sitze ja warm und trocken. Nachdem die ganze Nummer wieder heile war und wir mitsamt dem Enteisen schon 41 Minuten Verspätung gesammelt haben ging’s dann auf in die Luft. Recht schnell wurde die erste warme Mahlzeit gereicht (Penne al Forno), welche mich in zweierlei Hinsicht positiv überraschte: Einerseits war es wirklich lecker und andererseits hat sie mir nicht auf den Bauch geschlagen. Sehr gut. Nach dem Essen wird natürlich erst mal ein Nickerchen gemacht…
Minimale Turbulenzen holen mich aus dem Land der Träume zurück und ich finde mich wieder in einem einigermaßen bequemen Economy-Class-Sitz irgendwo über Süd-Europa. Zu meiner (und den Menschen am anderen Ende ihres Endgeräts) Freude gibt es ein kostenloses WLAN an Bord. WhatsApp geht, Signal nur mäßig, der Rest kostet extra. Also zuerst lesen, dann einen Film reinziehen und schau an: Ne zweite warme Mahlzeit gibts auch noch. Verrückt. Auch diese erfüllt beide der oben erwähnten Kriterien. Total verrückt.
Irgendwo über den AlpenBesagtes Essen welches besser war als man denken magWenn ein Bild vom Sonnenaufgang dabei ist darf der Untergang wohl nicht fehlen
Für das obligate Nickerchen ist leider keine Zeit, wir sind schon im Landeanflug auf Zanzibar. Die Landung verlief sehr sanft, ca. 90% der Mitreisenden steigen aus und es kommen erst mal keine neuen Reisenden hinzu. Nein. Es kommt eine Putzkolonne reingestürmt, es wird hier und da geputzt, gesaugt, Müll weggeräumt und Decken eingesammelt. Dass das alles während des laufenden Betriebs geschieht wundert mich zwar ein wenig, aber was soll’s. Ich sitze ja warm und trocken.
Kurz drauf kommen auch die anderen Reisenden, der Flieger ist wieder brechend voll, wir rollen los und kurz drauf heben wir ab in Richtung Dar Es Salaam.
Wenige Minuten später taucht die Stadt schon unter uns auf. Im Vergleich zu europäischen Städten fallen zwei Dinge sofort auf: Viel mehr LED und viel weniger Struktur zu erkennen.
Landung? Problemlos, aber der Runway ist wohl was schlechter. Auf zur Parkposition, die Anschnallsymbole erloschen, Gurt auf, Rucksack holen, raus, Auch wenn der Flieger direkt mit dem Gebäude verbunden ist drückt die Hitze direkt. Ich denke mir direkt, dass es wohl recht unangenehm für mich wird, der den deutschen Sommer bei 22° schon fast zu warm findet, Wieso bin ich eigentlich nochmal hier?
Passkontrolle und Visum waren in 5 Minuten erledigt, Gepäck abholen ebenso. Im Terminal werde ich von Weston erwartet, ein sehr freundlicher Mann. Zuerst gehen wir zum Geldautomaten, dort zieh ich 400.000,00 Tanzania-Schilling, der Automat wirft mir 40 Scheine mittelmäßiger Qualität über und ich bin 162,49€ ärmer. Kurz drauf noch fix ne SIM-Karte besorgt (24,1GB für 60.000,00 TZS oder knapp 25€) und dann ab zum Auto.
An dieser Stelle möchte ich kurz erwähnen, dass ich unter meiner alten Handynummer weiterhin über WhatsApp, Signal, FaceTime, Telegram und co. erreichbar bleibe,
Am Parkplatz wollte ich dann natürlich auch erst mal auf der falschen Seite einsteigen, aber ich bin ja auch müde und von Hitze gequält, also verzeih ich mir meinen Fehler. Weston fährt wirklich langsam und bedacht, mir wird auch schnell klar wieso. An dieser Stelle möchte ich einmal das Auswärtige Amt zitieren:
Es herrscht Linksverkehr. Der Zustand der Straßen ist meist recht gut, in abgelegenen Gegenden weniger und dort gibt es schwere Schlaglöcher. Das Fahren auf Schnellstraßen stellt aufgrund ungewohnter und sehr unterschiedlicher Fahrstile eine Herausforderung dar.
Es gibt häufig schwere Verkehrsunfälle. In der letzten Zeit häufen sich auch schwere Busunglücke auf den Schnellstraßen in Tansania.
Wenn man jetzt noch „Schnellstraßen“ durch „überall“ ersetzt dann müsste ein Schuh draus werden. Auf 10 Minuten Fahrt habe ich einen Busunfall gesehen, unzählige riskante Überholmanöver mit allenmöglichen fahrbaren Untersätzen, strandende Hunde und so schweren Schlaglöcher wie sie es noch nicht mal im Kreis Birkenfeld gibt. Und das alles nur 10 Minuten vom Flughafen entfernt
Ich sitze jetzt in meinem Hotel für die nächsten 3 Nächte. 150.000,00 TZS (oder 60,95€) kostet mich der Spaß, morgen holt mich Weston ab und wir gehen in die Innenstadt. Ich leg mich jetzt mal schlafen, naja egal. Ich liege ja (sehr) warm und (nicht mehr ganz so) trocken.