7.282 km von zu Hause entfernt

Schlagwort: Elefant

Ngorongoro Crater

KL561, über den Wolken, Planet Erde // 0500 UTC

Bin mittlerweile gelandet und gut zu Hause angekommen, der letzte Beitrag hat schon Bilder bekommen und die letzte Woche folgte die Tage. Bis dahin viel Spaß beim Lesen!

Aufstehen

Mein Handydisplay war das einzige, was an diesem Morgen leuchtete. Der Rest: dunkel. Stromausfall! Aber was soll’s, ich bin ja dran gewöhnt, mir macht‘s schon seit langem nichts mehr aus. Eine doofe Folge: Natürlich laden Handy und Tablet nicht, sie haben auch kaum was an Ladung dazubekommen. Also muss der Strom ziemlich schnell, quasi direkt nachdem ich eingeschlafen bin, ausgefallen sein. Hoffentlich hat der Landcruiser heute eine funktionierende Steckdose, das ist ja nicht so gesagt. Gestern und vorgestern wäre es eher problematisch geworden. Es hat auch richtig heftig geregnet, kein wunder, dass der Strom weg ist. Fast schon Liulianer Verhältnisse in Mto wa Mbu.

Und noch mehr Liuli hier. Die Dusche ist, wie soll es anders sein, bei einem Duschkopf der Strom zum Wasser erwärmen braucht, natürlich kalt. Dunkel ist es auch noch, es kommen richtig nostalgische Gefühle hoch. Ich muss unwillkürlich an die Familie aus den Staaten im Nachbarzimmer denken. Die sind ja vorgestern im Geländewagen ohne Strom kaum ausgekommen, wie wird es ihnen heute morgen gehen? Dunkel. Kalt. Ohne Strom. Es bleibt spannend.

Frühstück

Das gleiche wie am Vortag, dieses mal nur für mich alleine gedeckt. Dazu stehen noch überall kleine batteriebetriebene Leuchten, man ist auf den Powercut vorbereitet. Alles tiptop. Apropos „Tip“: Einer der Kellner (oder Küchenangestellten?) kam nach dem Frühstück, fragte ob es lecker wäre (ja, das war es!) und bat mich um einen kleinen Tip, also ein Trinkgeld. Die Jungs und Mädels waren wirklich sehr zuvorkommend, also in der Hosentasche gekramt, 5.000 TSH, was ungefähr 2 € entspricht, gefunden und dem überglücklichen jungen Mann in die Hand gedrückt. Es wurde sich bedankt, abgedeckt und ich konnte in Ruhe meinen Kaffee trinken. Von den Amis immer noch keine Spur, obwohl die Abfahrt für jede Safari zwischen halb acht und halb neun sein sollte. Aber vielleicht ist amerikanische Pünktlichkeit mit Afrikanischer vergleichbar.

Abfahrt

Eigentlich für halb acht geplant. Mit pünktlichem Eintreffen des Fahrers habe ich selbstverständlich nicht gerechnet, also bin ich erst mal in aller Ruhe zu meinem Zimmer, nochmal kurz auf Toilette, hab mein Zeug geholt und dann um zehn nach acht, oder vielleicht noch was später, wieder in den Aufenthalts- und Essensbereich. Alleine. Ohne Fahrer. Hab ich‘s doch gewusst! Ich muss nur aufpassen, dass ich dieses Gefühl von Pünktlichkeit nicht auf Deutschland adaptiere, könnte durchaus schwierig werden.

Mit einer Verspätung von 45 Minuten rollte mein Wagen vor. Wieso es länger gedauert hat sollte mir wenige Minuten später klar werden. Mein Kram wurde eingeladen, ich setzte mich auf den vordersten Platz im hinteren Wagenteil – von dort aus kann man meiner Meinung nach am besten sehen – und die Fahrt ging los. 

Auf der Straße: Überschwemmung. Überall. Die Hauptstraßen sind, trotz der großen und tiefen Gräben links und rechts, komplett überschwemmt. Bis zur Radnarbe fahren wir eigentlich immer durch die braune Brühe, keine Chance darunter zu sehen. Wie hier noch Bajajis fahren können, ein Rätsel. Hier zeigt sich auch wieder, wie wichtig Ortskunde ist: Die super tiefen Gräben sind natürlich nicht mehr zu erkennen. Wie auch? Alles unter einem Spiegel bräunlich-schlammiger, schwappender Brühe begraben. Nichts desto trotz muss ja von der Fahrbahn auf die Wege daneben gefahren werden. Dazu gibt es oftmals, wenn auch wenig vertrauenswürdige Brücken, bei denen ich bei Tageslicht und ohne Wasser ein wenig mehr Bauchschmerzen bekommen. Wer hier in der aktuellen Situation mit seinem Bajaji oder Boda-Boda drüberheizt, der ist sich seiner Sache entweder extrem sicher oder lebensmüde. Aber nichts dazwischen.

Weitere Mitfahrer:innen

Ich habe schon viele schlechte Straßen in diesem Land gesehen, aber so schlimm wie der Weg, zum anderen Camp, war sicher keine. Rosselhalde oder Geröllpiste würde es viel besser treffen, aber „Weg“ oder gar „Straße“ sind echt weit weg von der Realität. Hingequält, eine Bauern und Jungen mitsamt deren Ziegen weggehupt und am anderen Camp vorgefahren. Wir werden schon erwartet.

Über die Piste, die seit dem Hinweg nicht merklich besser wurde, ab zur Straße, tatsächlich mit festem Unterbau und zu allem Überfluss noch asphaltiert, welche uns auf direktem Weg zum Nationalpark „Ngorongoro Crater“ führen sollte. 

Rand

Unser erster Zwischenhalt war an einem Aussichtspunkt am Rand des Kraters. Hier oben ist’s dann doch recht kühl gewesen, immerhin waren wir auf über 2.200 Metern. Der Blick in den Krater war beeindruckend: gute 20 Kilometer Durchmesser, die Ränder über 500 Meter hoch und ziemlich steil, übrigens sogar so steil, dass es keine Giraffen im Krater gibt, sie schaffen es nicht, den Abhang nach unten zu gehen. Ansonsten fiel mir nur eine weitere fehlende Radmutter auf, aber nimmt man hier nicht so genau. Nach einer halben Stunde Aufenthalt, aussteigen und Bildern schießen, fuhren wir weiter zur Kraterabfahrt.

Um halb 12 erreichten wir die letzte Kontrollstelle, wir öffneten das Dach und fuhren in den Krater ein.

Im Krater

Wir brauchten gut 15 bis 20 Minuten, nur um am Rand nach unten zu fahren. Die Straße nach unten war tatsächlich noch recht gut, zugegebenermaßen wäre alles andere auch etwas unverantwortlich, immerhin fahren hier Unmengen an Touristen Fahrzeug an Fahrzeug tagtäglich in den Nationalpark ein. Außerdem ist Regenzeit, wie es bei dem Schlamm anderweitig funktionieren sollte? Vermutlich gar nicht.

Unten angekommen hörte die gute Straße natürlich auf. Alles fühlte sich etwas mehr nach Off-Road an, aber ich mag’s echt gern. Dummerweise wird die Handschrift, mit der ich mein Notizbuch führe, durch das Gewackel nicht unbedingt besser. Aber ich bin ja Hieroglyphen gewohnt.

Begrüßt wurden wir von ein paar Büffeln fernab begrüßt. Also Nummer eins der Big Five mal abhaken. Vielleicht bekomme ich ja hier alle fünf zusammen. Mal sehen. Ein weiteres großes, graues Tier zog meinen Blick auf sich: Ist es eine Kuh? Irgendwie nicht. Ist aber auch keine Antilope. Es schaut irgendwie total zerzaust aus, könnte aber auch genauso gut eine entscheidende Rolle in einem halbguten Horrorfilm spielen, oder einfach auf dem Artwork eines Black-Metal-Albums zu sehen sein. Beim Nähern erklärte uns Stewart, dass es sich um Wildebeest handelt, ich könnte mit dem Namen natürlich gar nix anfangen, mir lag der Deutsche aber auf der Zunge. Half nix, Handy raus, gegoogelt: Gnus. Es handelte sich um Gnus. Ehrlicherweise dachte ich, dass sie etwas weniger gruselig ausschauen, aber dennoch sehr spannend. Zugegebenermaßen taten sie aber nichts, als stehend zu kauen. Oder liegend zu kauen. Oder sich hinzulegen. Aber ich habe nicht gesehen, dass eines dieser Tiere auch nur einen Schritt macht. Scheinbar recht gemütlich. Außerdem sah ich ein paar riesige Antilopen. Also wirklich riesig. Wer, so wie ich, dachte, dass Antilopen immer was vom deutschen Reh haben, der irrt. Diese Antilope hatte mehr was von einem Zwanzigjährigen, der seinen Frust im Fitnessstudio mit etwas zu vielen Anabolika ertränkt. Ich meine, Stewart sagte was von „Elenantilope“, aber ich bin mir nicht mehr 100 Prozent sicher. Natürlich gab’s auch hier noch die „normalen, reh-igen“ Antilopen, die man sich normalerweise vorstellt. Zebras sowieso in Unmengen.

Stewart stoppte. Ich habs im ernsten Moment gar nicht gesehen, aber links im Gras, da lag ein männlicher Löwe, schaute sich ein wenig um. Nummer zwei der Big Five abgehakt. Etwas weiter vergnügte sich ein weibliches Exemplar mit dem Zerfleischen einer, nicht mehr ganz so lebendigen, Antilope. Muss scheinbar geschmeckt haben, zumindest haute sie gut rein, und der gesamte Kopf war komplett triefend in Blut getränkt. Die Schakale, welche sicher auch gerne was gehabt hätten, die mussten sich erst mal hinten anstellen, zu ihrem Pech tauchte eine zweite Löwin auf, die sich sicher auch an den guten Stellen labte. Auf der anderen Seite unseres Autos sahen wir noch andere Raubtiere, welche auch deutlich größer und stimmiger waren, als ich dachte. Hyänen. Total verrückt, diesen Tieren möchte ich nicht unbedingt alleine begegnen.

Nummer drei und vier auf der Liste der Big Five folgten nur wenige Minuten später. Am Horizont war eine große Elefantenherde zu sehen. Ja, Elefanten hab ich ja schon viele, aber natürlich nie genug, gesehen. Unser Guide meinte dann, dass wir Glück hätten. In Mitten der Herde würde sich ein Nashorn, also meine Nummer vier, bewegen. Alle brauchten einen Moment, um das Tier auszumachen. Im Endeffekt war es ein grauer niedriger Klops, der sich in einiger Entfernung bewegte, inmitten vieler anderer grauer, etwas höherer Klopse. Mit geschärftem Blick konnte ich dann sogar ein zweites entdecken. Wenn man den offiziellen Angaben trauen mag, hab ich somit ca. acht Prozent der Nashörner gesehen. Es ist allerdings nicht wahrscheinlich, dass die tansanischen Behörden die richtigen Zahlen an die Öffentlichkeit geben. Nicht aus Geheimniskrämerei, tatsächlich um diese seltenen Tiere zu schützen.

Und hier noch zwei Bilder, die sonst nirgends Platz hatten:

Pause

Pause im Auto, zumindest ist dies ratsam, sofern man seine Lunchbox nicht geklaut bekommen möchte. Nicht von Affen, hier sind die Adler das größere Problem. Also im Auto bleiben und dort mal gemütlich essen. Der Parkplatz ist direkt an einem kleinen See, oder eher Tümpel, gelegen. Schön anzusehen, allerdings fragte ich mich, wie viele tödliche Tiere wohl darin leben würden. Nachdem ich auf Toilette war, wurde mir dir Frage mit: „Zumindest Nilpferde“ beantwortet. Denkst dir nix, gehst auf Klo, in der Zwischenzeit tauchen Hippos aus dem Wasser auf, und tauchen natürlich sofort wieder ab, wenn du auch nur die geringste Chance hättest, sie zu sehen. Doof gelaufen, aber hab ja viele anderen tolle Tiere gesehen.

Nach der Pause

Andere Tiere gab’s nach der Pause nicht zu sehen. Schade. Also konnte ich meine Big Five nicht vollmachen, Nummer fünf, in meinem Fall der Leopard, der fehlt. Aber alles nicht so schlimm, ich hab echt tolle Tiere, und eine wunderschöne Landschaft gesehen. Stewart prügelte unseren Geländewagen weiterhin durch den Krater, deutlich unsanfter als noch vor der Pause. Nach 45 Minuten afrikanischer Massage ging’s aus dem Krater nach oben. Wenn alle anderen Safarifahrzeuge vor einem stehen bleiben, dann bedeutet dies normalerweise, dass Touris irgendwas entdeckt haben und am geiern sind. Diese Attraktion konnte man tatsächlich kaum übersehen. Wäre auch schlecht gewesen, ein Wildunfall mit diesem Tier geht normalerweise 1:0 für es aus. Am Wegesrand lagen einfach mal so zwei Büffel. Ich hab sie nie aus dieser Nähe gesehen. Absolut krass, die Viecher sind schon riesig, kein Wunder, dass jedes Jahr Einige durch Büffelangriffe versterben.

Der Pavian

Normalerweise fährt man durch das Main-Gate des Nationalparks nicht nur in diesen ein, man verlässt ihn auch durch ebendieses. Diese Regel wurde ohne Ausnahme hier angewendet. Eine andere Regel, welche normalerweise ausnahmslos beachtet werden sollte ist, dass an diesem Gate das Dach des Toyota zu schließen ist. Hier gibt’s Unmengen an Pavianen, und da Paviane nicht dumm sind, wissen diese, dass es in diesen Toyota Lunchboxen gibt. Wenn man allerdings das Dach nicht schließt, dann erkennt der Pavian es. Dann kann der Führer noch so viel rufen: „Close the roof!! He is coming!! Close it!! In the back!!“, wenn die Mechanik am Dach klemmt, dann kommt der Pavian. Ins Auto. Und sucht nach Lunchboxen. Nun saß der gute Herr Pavian auf dem Schoß von einem der Jungs aus Österreich. Wenn man von einem Pavian angefaucht wird, dann sollte man dem Pavian geben was er will. Oder jemand anderes sollte was Essbares rauswerfen, in der Hoffnung er sieht es und rennt hinterher. Wer sich fragt, ob es nicht vielleicht eine gute Idee wäre, dem Pavian im Affekt ins Gesicht zu hauen, dem sei hier die Antwort gegeben: Nein. Paviane sind hart im nehmen, und wehren sich. Meistens beißenderweise. Ist ja nicht so, dass ich morgens noch zu Affenbissen gefragt wurde, ob sie gefährlich wären oder so. Naja der Biss an sich nicht, aber die Infektion auf jeden Fall. Da unser Mitfahrer mit dem Biss Bekanntschaft machen musste, aber die Infektion gerne da bleiben kann wo sie herkam, wurde ich auf den Plan gerufen. „Niklaaaaaas, hast du da ggf. was für dabei??“. Dieser Satz funktioniert scheinbar auf der ganzen Erde, aber egal. Erst mal in Wunddesinfektion getränkt, bluten lassen und wieder desinfiziert. Gut gemeinter Tipp an dieser Stelle: Bitte gegen Tollwut impfen lassen, und bei einem Tierbiss die Blutung nicht stoppen. Wenn es natürlich ein so großes Loch ist, dass eine Kuh daraus Blut saufen könnte, dann bitte zuerst die Blutung stoppen, dann ist die Wundinfektion aber auch nicht das primäre Problem. Bei kleineren Wunden gerne ein wenig mehr bluten lassen. Aber zurück in die Situation: Kollege Pavian Biss einmal kräftig in den Arm seines Kontrahenten, sprang quer durch die Karre, suchte selektiv nach einer Lunchbox, schnappte sich eine und verließ das Fahrzeug wieder postwendend. Schlaues Kerlchen. Da es keinerlei Anzeichen für Tollwut gab, verzichteten wir auf das Suchen von Simultanimpfungen, welche es vermutlich sowieso nur in Nairobi geben würde. Kollege Pavianschläger hatte dummerweise seinen Reisepass verloren, also fiel Kenia so oder so raus. Um die antibiotische Therapie sollte sich dennoch gekümmert werden, am besten so schnell wie irgendwie möglich, aber das ist hier tatsächlich kein Problem. Dank meiner kompetenten Hilfe aus Deutschland wusste ich wenig später, dass bei Affenbissen die gleiche Antibiose wie bei Menschen- oder Hundebissen eingesetzt wird. Rezeptieren? Easy! Man nehme einen zerknitterten Zettel, reiße ihn ein wenig ein, so dass er möglichst unliebsam behandelt aussieht. Dann schreibt man darauf die Antibiose samt Dauer und Häufigkeit pro Tag, zerknüllt den Zettel wieder und gibt ihn so an seinen Patienten. Hätte ich das „Rezept“ auf einen schönen, glatten Zettel geschrieben, dann hätte keine Apotheke geglaubt, dass es sich um ein echtes Rezept handeln würde. So konnten die Tabletten noch am gleichen Abend besorgt werden, absolut problemlos und ohne Nachfragen.

Pause

Viertel vor fünf wars, Stewart hielt an, faselte was von kostenlosem Kaffee und hielt auf dem Weg Richtung Arusha an der Straße an. Ein großer Souvenierladen und ein Café erwarteten uns dort. Erst nochmal nach dem Pavianarm geschaut, alles gut, dann zum Café. Einen Kaffee bestellt, und die Rechnung bekommen. Aber Moment, da stimmt doch was nicht: Hieß es nicht „kostenloser Kaffee“? Ja, hieß es, aber nur noch für den Fahrer. Also eine Masche um die Guides dazu zu bewegen anzuhalten. Deshalb sagte Stewart wohl auch, dass wir da nichts kaufen müssten. Doof gelaufen. Immerhin wurde mir mein Kaffee, wohl als Lohn für die Pavianaktion, gezahlt. Danke!, aber ich hab’s auch so gerne gemacht.

Unser Grieche hörte nicht auf Stewart, er kaufte etwas. Wurde dabei leider böse über den Tisch gezogen. Er wollte einen kleinen Stein aus Tanzanite kaufen. War mit 210 TSH ausgezeichnet, konnte aber nur mit Karte gezahlt werden. Also nehmen, zum Tresen, Karte ins Gerät, 210 USD abgebucht bekommen. Das ist das 2.339-fache. Er hat’s gemerkt, und wohl seine Bank kontaktiert. Ob er das Geld wieder bekommt steht allerdings in den Sternen.

Arusha

Die Fahrt dorthin verlief gewohnt wild. Überholmanöver, für die man in Deutschland sicher nicht ohne einem Jahr Fahrverbot mit anschließender MPU davonkommt, Männern, die auf vollgeladenen LKW mitfahren, unbeleuchteten Fahrzeugen bei absoluter Dunkelheit usw. Mittlerweile alles normal.

Jimmy war schon dabei meine Rückfahrt nach Moshi zu organisieren, vermutlich mit dem Bus, als mich eine freudige Nachricht erreichte: Elias, der andere Österreicher, ohne Biss, und seine Schwester müssen auch nach Moshi und haben über Bolt bereits einen Fahrer bestellt. Natürlich würden sie mich auch mitnehmen, Kohle dann durch drei. Perfekt!

In Arusha setzte uns Stewart an einem Supermarkt ab. Ja, einem echten Supermarkt. Ich war begeistert! Seit sechs Wochen eine solche Institution nicht mehr von innen gesehen. Also schnell rein, ich fühlte mich wie im Paradies! Es gab Zahncreme, Brot und sogar Käse! Also erst mal ein wenig eingekauft, natürlich auch einen dicken Block Käse, er schmeckte wundervoll. Alles besser als die Reisbällchen aus Liuli. Es fühlte sich wirklich verrückt an. Vor „Shoppers“ befand sich auch noch ein Pizza-Hut. Ja, ich weiß, Fast Food und so, aber mal fragen wie lange es dauert kann nicht schaden. Leider hätte es fast ne halbe Stunde gedauert, unser Fahrer sollte aber in zehn Minuten da sein. Also keine Pizza. Hätte ich gewusst, dass Paulo, unser Fahrer, auch noch gemütlich ne halbe Stunde einkauft, dann hätte ich die Pizza gegessen. Aber ich hatte ja Käse und Brot, also alles entspannt!

Ich schlief erst mal ne Runde im Auto, auch wenn ich meinen Pulli ausziehen musste, auf den Kunsterlederimitat-Sitzen schwitze ich wie ein Schwein. Die Fahrt dauerte sowieso ewig, durch den Verkehr brauchten wir über das doppelte, also über zwei Stunden von Arusha zurück nach Moshi. Überholmanöver, fehlendes Licht… Ihr kennt es.

In Moshi wach geworden, schon am Hotel „Rose Home“ zurück. Natürlich vergessen Jimmy zu schreiben, ob er ein Zimmer organisiert hat. Aber das Hotel ist sowieso nicht so gut besucht, also war es auch so kein Problem. Die Dame des Hauses öffnete etwas verschlafen das Tor, führte mich in das Zimmer, welches ich am Sonntag morgen verlies und ging direkt wieder ins Bett. Mit Elias tauschte ich noch Nummern aus und wir verabredeten uns für den nächsten Morgen.

Das war’s mit Safari. Es war wirklich wunderschön, ich habe viel gesehen, und das Geld war’s auf jeden Fall wert. Ganz viele Bilder folgen hier, in dem letzten Eintrag gibt’s jetzt auch welche! Da noch eine Woche, und ungefähr 100 Seiten im Notizbuch fehlen, wird es die Tage noch ein paar Einträge geben. Auch wenn Niklas nicht mehr in Afrika ist, dann kann er noch von Afrika schreiben, einige kuriose Dinge sind auf jeden Fall zu berichten. Also stay tuned!

Lake Manyara

Im Zug Richtung Dar es Salaam, irgendwo, TZA // 15:00 Ortszeit

Anmerkung: Bilder gibt‘s leider erst die Tage. Ich hab mal WLAN, ist aber super lahm und mein Datenvolumen ist bald aufgebraucht. Aber ich bin ja auch bald zu Hause, dann findet ihr hier ganz viele Bilder von süßen Tieren. Natürlich bekommt ihr dann eine Info, entweder hier, oder über den Newsletter.

Aufstehen

Ich bin als Erster wach. Um halb acht ist Frühstück, vorher noch duschen, Kram packen, vor Jay wachsein. Braucht alles seine Zeit. Im Bad unter die Dusche. Ohwei, ich seh den selben Duschkopf wie schon in Moshi, allerdings fehlt der zugehörige Schalter. Gestern Abend hat die Dame doch gesagt, dass wir erst Bescheid geben müssen, bevor wir warm duschen wollen, dann würde man alles einschalten. Nicht bescheid gesagt, kein warmes Wasser. Aber auch keine Verbrennungen. Also alles sehr gut. Unter der Dusche wurde das Wasser wider Erwarten warm. Aber nur warm, angenehm warm. Mental stellte ich mich schon auf Verbrühungen und die Unmöglichkeit zu duschen ein, aber alles war fein. Sehr angenehm. 

Eine halbe Stunde später steht auch Jay auf. Der Schlaf hängt ihm noch sichtlich in den Augen, extrem wortkarg, geht ohne mit der verklebten Wimper zu Zucken ins Bad. Auch hier: Duschgeräusche, Zähneputzgeräusche und Geräusche, die auf funktionierende Darmtätigkeit hindeuten. Beim Verlassen des Bades bringt er immerhin ein knirschendes „Morning“ zustande. Guten Morgen!

Nachdem ich auch, heute mal drinnen, Zähne geputzt habe, packe ich meinen letzten Kram zusammen und wackel samt meinem illegalen Mitbewohner zum Frühstück.

Frühstück

Am Frühstückstisch: Sämtliche vom amerikanischen Kontinent schauen wie Jay, der Rest schaut eigentlich recht fit aus. Es gibt Avocados, Gemüse, Brot, Pfannkuchen, Omelette, Aufstriche, Instant-Kaffee und Tee. Sehr reichhaltig, ich freue mich immer noch, dass es was anderes als Reisbällchen gibt. Einer erzählt, es hätte in der Nacht brutalst geregnet und gewittert, hätte auch lange nicht schlafen können. Ich hab mal nichts mitbekommen, einen gesunden Schlaf hab ich immerhin.

Abfahrt

Geplant um viertel nach acht. Ich glaube nicht dran, erst recht nicht, weil mich ein anderer Fahrer abholen soll. Der Gute von gestern Abend lädt doch tatsächlich Zelte und Camping-Ausrüstung ein. Das ist echt unfair! Erst werde ich von meiner Gruppe getrennt, dann erfahre ich auch noch, dass die Anderen am Rand des Ngorongoro-Kraters Campen dürfen. Das hätte ich wirklich sehr gerne gemacht, aber wer weiß, wo ich diese Nacht schlafe. We will see.

Ich bekam irgendwann die Info, dass mein Fahrer unterwegs sei, und in wenigen Minuten da sein müsste. Da ich daran schon lange nicht mehr glaube, bin ich erst mal noch in aller Gemüts Ruhe Richtung Toilette gelaufen. Eine halbe Stunde später ist meine alte Gruppe samt Koch losgeprescht, mein Fahrzeug kam dann schon insgesamt 40 Minuten später, um kurz nach neun waren wir on the road.

Anfahrt

Naja. Zumindest kurzzeitig. Der Toyota machte einen tendenziell weniger vertrauenswürdigen Eindruck um ehrlich zu sein. Komplette, mehrfach gerissene Windschutzscheibe mit Steinschlägen von der Größe eines Pappbierdeckels. Besonders dicht war er sicher auch nicht, andernfalls wären sicher alle Sitze trocken geblieben. Bei diesem war eigentlich kein Sitz so wirklich trocken, man kann maximal über Abstufungen von „Klitschnass“ nachdenken. Tatsächlich lenkte unser Guide den Wagen direkt zur nächsten Werkstatt. Irgendwas müsse kontrolliert werden, ich glaube er meinte was von Luftdruck. Luftdruck ist gut, solange nichts schlimmeres kaputt ist.

Am Gate angekommen sagte er uns, wir könnten uns fünf Minuten die Beine vertreten, er müsse schnell Papierkram machen und dann gehts direkt weiter. „Wir“ waren übrigens ein junges Ehepaar aus Spanien und ich. Also nur zu dritt unterwegs, hat auf jeden Fall auch was cooles! Außerdem gab‘s an dem Gate ein – man höre und staune – funktionierendes WiFi. Schnell einloggen, Bilderupload starten. Backups sind wichtig! Aus fünf Minuten wurden über 30. Irgendwas stimmt mit der Bezahlung nicht. Er telefonierte sich die Finger wund und ich sah meine Tour schon den Bach runtergehen. Kurz bevor ich dann endlich Jimmy, meinen Tour-Operator, anrufen wollte, kam er freudestrahlend zurück und meinte „Adventure continous!!“ Na dann mal los!

Vor der Pause

Also dieser Guide ist echt kein Vergleich zu Eliyah von gestern. Man merkt extrem, wie viel Spaß er hat, erklärt gut, und ich hatte den Eindruck, dass wirklich einiges an Fachwissen dahinter steckte. Immerhin ist er seit 2004 auf Safaris unterwegs, hat aber scheinbar den Spaß keineswegs verloren. Wie oft hat er sein Handy gezückt, hat Bilder und Videos gemacht, angehalten um uns auf große, und auch sehr kleine Tiere, wie etwa Vögel und Insekten, aufmerksam zu machen. Und er hat es gut geschafft, alle dazu zu ermutigen, Fragen zu stellen. Meiner Meinung nach ist jemand dann gut, wenn man keine Angst mehr vor vermeintlich dummen Fragen hat. Er hat‘s geschafft, großen Respekt! 

Die Route führte uns durch den Dschungel. Teilweise unterbrochen von wenig vertrauenswürdigen Brücken und Flussdurchfahrten. Aus einer mussten dann auch mal mehrere große Steine geräumt werden, andernfalls wäre das Differential unseres, sowieso schon angeschlagenen, Geländewagen sicher im Fluss hängen geblieben. Für weiteren Vortrieb auf jeden Fall ungünstig. 

Um halb zwölf kamen wir an einem kleinen Strand vorbei. Die Kiste wurde angehalten, und wir wurden, zu meiner größten Verwunderung, dazu aufgefordert, gerne auszusteigen und an den Strand zu laufen. Natürlich gemacht, raus aus der Kiste, an den Strand. Hier liegen einige Boote, angeblich kann man zur Tour einen Bootstrip zusätzlich buchen. Ob ich in einem dieser Boote auf den See raus will? Ich glaube nicht um ehrlich zu sein. Und wieder verwundert: Der See besteht aus Salzwasser. Hat aber keinen Anschluss zum Ozean. Verrückt! Außerdem ist er nur zur Hälfte Nationalpark, die andere Seite darf und wird ganz normal bewirtschaftet. 

Eine halbe Stunde später wollten wir eigentlich zum nächstgelegenen Aussichtspunkt zum Mittagessen. Dafür mussten wir wieder einen Fluss kreuzen. An dieser Stelle nur dummerweise ohne Brücke, und die Ranger, die sich vor dem Fluss postiert hatten, rieten auch davon ab. Die Gewalt des Flusses war ziemlich krass. Hohe Fließgeschwindigkeit, überall Schaum, braunes Wasser, durch welches man natürlich nicht sehen konnte, zudem befanden sich sicher größere Baumteile darin und der Boden unberechenbar. Unser Guide sagte, dass wir auf gar keinen Fall durchfahren könnten. Ein anderer Mann, der scheinbar kurze Hosen und Sandalen, nicht aber sein Leben liebte, war etwas anderer Meinung. Da sich wohl um keinen Profi handeln konnte, war einfach am gelben Nummernschild zu sehen, also kein kommerzielles Fahrzeug, sondern privat. Er ging mit seinen Sandalen und kurzen Hosen bis zur Mitte seiner Oberschenkel in die todbringende Brühe, rutschte unter Wasser auch häufig ab, und ich sah ihn schon von den Fluten weggerissen werden. Wie man so unvernünftig sein kann, das ist und bleibt ein Rätsel.

Wir nahmen auf jeden Fall einen anderen Weg. Noch ohne Mittagessen, aber dafür deutlich sicherer. Zu unserem Glück! Wir sahen etwas, was selbst unser Guide seit 2004 noch nie gesehen hatte. Links in den Bergen stürzte Wasser in die Tiefe. Eine richtige Furche hatte es schon gezogen. Scheinbar Ergebnis des heftigen Regens der Nacht. Wieso ausgerechnet jetzt diese Schneise mit einem riesigen Wasserfall versehen war, das konnte sich unser extrem begeisterter, und ebenso breit grinsender, Fahrer nicht erklären. Viele Fotos und Videos später fuhren wir weiter. Weiter in Richtung Mittagessen.

Mittagessen

Unspannend. Außer, dass man mir die falsche, nicht-vegetarische Lunchbox eingepackt hatte, und, dass mir auffiel, dass unser Toyota eine Schraube locker hatte, war alles Problemlos. Die Schraube, oder besser gesagt Mutter, fehlte übrigens am linken Vorderrad. Ja, ist bekannt, aber deshalb wären ja noch vier weitere da. Alles klar. Immerhin wurde mir keine Banane oder sonst was von irgendeinem Tier geklaut. 

Nach der Pause

Eine Stunde fuhren wir noch. Aber die lohnte sich extrem. Mal wieder fiel unserem Guide der Unterkiefer krachend zu Boden. Vor uns tauchte ein großer Elefant auf. Auf der Straße. Und er hielt direkt auf unser Auto zu. Motor aus, still sein, und warten. Er kam langsam auf uns zu, als ob‘s nix wäre. Natürlich erwartete ich, dass er von unserem Auto nach links oder rechts in den Wald abbiegt, aber nein! Er ging direkt am Auto vorbei. So nah, dass er die linke Seite streifte und ich nur noch einen halben Meter, und etwas altes japanisches Trompetenblech, zwischen mir und diesem wahnsinnig tollen Tier hatte. Das war unglaublich cool!

Diese Begegnung entschädigte auch, dass wir keinen Löwen gesehen hatten. Der Lake Manyara National Parc ist dafür berühmt, dass es hier Löwen gibt. Auf Bäumen. Ja genau, auf Bäume kletternde Löwen. Sehr sehr selten auf der Welt, wobei ich mich frage, wieso? Ist doch auch nur ne Katze… Aber egal. Unser Guide sagte auch, dass er es in ca. 60 Prozent seiner Besuche gesehen hätte. Ich rechnete ehrlicherweise mit weniger, aber dann scheint ja echt was dran zu sein!

Um drei ist unsere Tour leider schon vorbei. Es war auf jeden Fall wunderschön. Ich hab wahnsinnig tolle Natur gesehen, Elefanten, wie gesagt auch unfassbar nah, Giraffen, wie immer nur weit weg, große Antilopen, und die kleinsten bekannten Antilopen, viele viele Paviane, grüne und blaue Meerkatzen, unterschiedlichste Vögel und Insekten aber keine Löwen. Naja, morgen ist ja auch noch ein Tag, vielleicht komme ich dann die Big Five voll.

Lodge

Zurück in der Lodge. Der gleichen Lodge wie gestern. Natürlich hätte ich gerne was anderes gesehen, oder zumindest gecampt, aber so ist auch gut. Immerhin kenn dich hier alles und jeden, macht‘s auch entspannt. Nach der Ankunft bin ich erst mal für zwei Stunden ins Bett zum Ruhen, um sechs wieder auf und erst mal ne Tasse Instant-Kaffee reingezogen. Immerhin wurde zum Kaffee aufgedeckt, da kann ich‘s auch nutzen. Und ich hatte ohnehin schon lange keinen Kaffee mehr. Im Endeffekt bin ich fließend zum Abendessen übergegangen. Der Manager kam extra, und fragte was ich essen möchte oder vertrage. Ich hatte das Gefühl, dass ihm jemand die Aktion mit der falschen Lunchbox gesteckt hatte, und er es irgendwie wieder geradebiegen wollte. Allerdings war‘s auch einfach ein netter Kerl. Meine Angaben wurden hervorragend umgesetzt: Karottensuppe, Salat, Gemüse kalt und warm, Reis und zum Nachtisch noch Mango und Banane. Wahnsinnig lecker, gepackt hab ich kaum alles, aber wirklich wahnsinnig gut. Scheinbar gibts hier nur gute Köche. Direkt neben mir platzierte sich die amerikanische Familie vom vorherigen Morgen. So wirklich war ihnen auch nichts recht, schade eigentlich. Es war wirklich gut.

Den Abend lies ich alleine am Telefon ausklingen, dann ins Bett. Hier mal wieder was typisches: Der Strom geht zwar schon, allerdings ist die Netzspannung und/oder -Frequenz meiner Meinung nach weit ab der Norm. Einige Sachen spielen verrückt, so funktionierte der Fingerprint-Sensor am iPad nicht bei angeschlossener Stromversorgung. Aber das ist fast normal hier. Also alles anstecken, wer weiß wie lange der Strom da ist, Mosquitonetz und Augen schließen und Abflug ins Land der Malarone-Träume.

Lala salama Mto wa Mbu!

© 2025 Niklas in Afrika

Theme von Anders NorénHoch ↑