7.282 km von zu Hause entfernt

Schlagwort: Stadt

Tarangire

Hotel Rose Home, Moshi, TZA // 23:00 Ortszeit

Der Tag davor

Um 9 bin ich aufgestanden. Ich hab wirklich gut geschlafen, kann man nicht anders sagen. Auch wenn‘s nicht sonderbar lange war. Das Hotel ist schon etwas schäbig, aber kein Vergleich zu der Bude in Songea. Im Endeffekt gibts doch alles was ich brauche, ein Bett mit Mosquitonetz, ein Bad mit europäischer Toilette und Dusche, und ne Steckdose. Also alles da. Auf Sauberkeit schaut man nach einigen Wochen in der Peripherie dieses Landes sowieso nicht mehr, aber es ist echt okay.

Im Bad wollte ich dann natürlich erst mal duschen. Die Fahrerei und das eher sporadische Duschen vorher hing mir immer noch nach, also ins Bad. Hier musste ich erst mal kurz überlegen, wie das Wasser denn warm werden könnte. Die Mischerarmatur lies auf heißes Wasser hoffen, aufgrund der Erfahrungen in Mafinga probierte ich allerdings erst mal ein wenig rum. Und was war? Nix. Wasser blieb kalt, beide Zuläufe der Armatur eiskalt. Also doch nix mit warm duschen, aber gewohnt bin ich‘s ohnehin. Das Kabel am Duschkopf machte mich dann doch etwas stutzig. Wasser und Strom? Eigentlich keine gute Idee, aber es muss wohl um Wärme gehen. Die entsprechenden Schalter am Duschkopf bestätigten meinen Verdacht. Aber ich konnte drücken und drehen, Wasser kalt. Also muss es wohl einen anderen Schalter irgendwo geben, außerhalb des Badezimmers sind mir noch zwei weitere Schalter aufgefallen, offensichtlich ohne Funktion. Also wieder raus, Türriegel aufgekeilt, Schalter drücken, Türe zu, Türriegel reingefriemelt und unter die Dusche. Wasser? Kalt. Also nochmal raus, umsehen. Irgendwo muss es was geben. Und ich wollte wirklich mal warm duschen. Also wieder raus, Sinne schärfen, Brille aufziehen könnte vielleicht auch helfen, in die Mitte stellen und umsehen. Und was hab ich gefunden? Einen Schalter, direkt über der Tür bzw. neben dem Duschkopf. Sah zwar leicht ramponiert aus, aber mal vorsichtig gedrückt und gewartet. Und tatsächlich: Zum gefühlt hundertsten mal und die Dusche, Wasser an, Wasser wird warm. Sehr warm. Viel zu warm. Langsam schmerzt es. Instinktiv an die Mischerarmatur gefasst, hat natürlich gar nix gebracht. Also Wasser wieder aus, raus, Brille auf, auf den Duschkopf schauen. Laut Einstellung kälteste Stufe, aber egal, mal die andere probieren, hier darf man eigentlich nichts trauen. Also umgestellt, Brille aus, wieder drunter, Wasser an, und sofort schmerzhaft. Also kennt dieser Duschkopf „extrem heiß“ und „kochend heiß“. Hab dann alles abgeschaltet und letztendlich kalt geduscht. Hab ich schon erwähnt, dass von den Düsen sowieso nur drei Prozent funktionierten? Duschköpfe in Würzburg sind wundervoll funktionierende, kaum verkalkte und perfekt strahlbildende Geräte. Und jede:r, der/die mal in Würzburg war, weiß von was ich rede. (Nein, München ist nicht annähernd so schlimm.)

Zum Frühstück setzt man sich in den Eingangsbereich des Hotels und wartet einfach, bis jemand kommt. Nach einigen Minuten tauchte auch die Dame, die mich am Vorabend schon eingelassen hatte, auf, und fragte, was ich Essen bzw. Trinken möchte. Einfach Toast, dazu etwas Kaffee, mehr brauche ich nicht. Ich hoffte wirklich, dass alles recht flott geht, immerhin sollte ich zu diesem Zeitpunkt in 20 Minuten abgeholt werden. Und keine Ahnung, ob die Menschen hier pünktlicher sind als in Liuli. Immerhin ist es recht einfach rauszufinden, ob jemand wartet, es wird einfach so lange gehupt bis man draußen ist. Also aufs Hupen und Frühstück gewartet. Eine Viertelstunde später hatte ich einen Teller mit Toast, Omelette und eine Frenchpress mit Kaffee vor mir stehen. In letzterer schwammen meiner Meinung nach zu viele Bröckchen, aber nach wenig Schlaf und der Duschtortur konnte Kaffee nicht schaden. Stempel runter, einen Schluck genommen und direkt wie Sid aus Ice Age gefühlt, als er einen großen Schluck Salzwasser genommen hatte. Richtig eklig. Aber als Rotkreuz- und Feuerwehrler ist man ja durchaus mal schlechten Kaffee gewohnt, meine Frage nach Milch wurde leider verneint. Alles in kürzester Zeit runtergewürgt und um kurz nach zehn draußen gewesen. Und gewartet.

Und gewartet. Ne halbe Stunde lang. Fazit: Afrikanische Pünktlichkeit. Tatsächlich kommt nicht Jimmy, der Chef von „Gazelle Adventures“, sondern Liber. Mit einer kurzen Stadtrunde ging es zu Jimmys Büro, dort lies ich mich mal beraten. Von meinem ursprünglichen Plan, die Nationalparks Serengeti und Ngorongoro Crater zu besuchen, wurde mir abgeraten. Das Problem: Serengeti ist so weit weg, dass ich sicher mindestens einen halben Tag, eher noch mehr, im Auto verbringen würde. Dafür ist das Geld zu schade. Machbar wäre es mit vier Tagen Safari, aber dafür reicht mein studentischer Geldbeutel bei Weitem nicht aus. Jimmy schlug vor, in drei Tagen drei Parks zu besuchen. Darunter Tarangire, Ngorongoro Crater und Lake Manyara. Klingt gut, er wird schon wissen was er macht, wirkte auch alles sehr vertrauenswürdig. Also gebucht. Auf dem Heimweg direkt zum Geldautomaten, da konnte ich allerdings nur eine Million Schilling abheben, die restlichen 428.000 kommen morgen. Insgesamt kostete mich der Spaß also 1.428.000 Tanzanische Schilling, was in etwa 611 US-Dollar oder 560 Euro entspricht. Echt ne Stange Geld, aber hoffentlich lohnenswert. 

Im Hotel suchte ich die Dame vom Frühstück wieder, ich wollte das WiFi-Kennwort haben. Mein Backup-Freak freute sich unendlich auf das Hochladen der Haufen Bilder, die ich in den letzten Wochen gemacht hatte, außerdem hätte ich hier einiges an Bildern reingeworfen. Da ich nicht richtig interpretieren konnte, ob sie meine Frage wirklich verstand, zog ich noch schnell Liber zu Rate. Der übersetzte und kam zu dem ernüchternden Ergebnis, dass das WLAN aktuell nicht gehen würde. Mist. Also doch keine Backups. Im Zimmer fiel mir noch auf, dass hier wirklich alles auf Deutsch ist. Sicherheitshinweise, zwei eigentümliche Briefkästen. Wirklich alles. Aber ausschließlich auf Deutsch. Ich versuchte direkt, die Dame vom Vortag in meiner Muttersprache zu begrüßen, wurde allerdings nur schief angeschaut und man versuchte mir zu erklären, dass wirklich niemand meine Sprache spricht. Wieso dann alles in deutscher Comic-Sans-MS-Sprache abgedruckt ist? Es ist und bleibt ein Rätsel.

Nach einem kurzen Nickerchen mal schnell in die Stadt gelaufen, laut einem bekannten Kartendienst ist das berühmte „Café Union“ nur 20 Minuten entfernt. Also los, etwas Bewegung schadet meinem müden Körper auch nicht. Spannenderweise wurde ich auf dem gesamten Weg nicht einmal angesprochen und man versuchte mir nix zu verkaufen. Vielleicht bewege ich mich mittlerweile so „un-touri-haft“ in afrikanischen Städten, dass niemand mehr eine Hoffnung hat. Auch gut. Das Café ist echt schön gemacht, ich hab mir direkt mal nen schwarzen, wirklich verdammt leckeren, Kaffee reingezogen und gefüllte Wraps gegessen. Auch wenn‘s alles etwas teurer war, aber ich kann’s auch nicht mit Liuli vergleichen, wo alles günstig ist. Außerdem gab es ne Stunde WiFi obendrauf, die Hoffnung auf Backups und Bilder im Blog ist wieder aufgeflammt. WiFi ging auch, nur die Bambusleitung, die das Café scheinbar versorgt, schaffte es gerade mal, dass sich fünf von weit über eintausend Bildern durch die Leitung quetschen konnten. Auch das, durchaus schmerzhafte, Abschalten von VPN, Proxy und co. brachte keinerlei Verbesserung. Alles wieder an, Handy auf Seite und Kaffee getrunken. Für einen kleinen Anruf nach Hause reichte es später jedoch grad so aus. Ich weiß nicht, ob ich was falsches gesagt hab, allerdings stand plötzlich ein Mann vom Sicherheitsdienst neben mir. Mit abgesägter Schrotflinte. Klassischer Sicherheitsdienst in nem Café. Nach einiger Zeit ging er wortlos wieder, also alles gut. 

Richard meldete sich: Heute Abend wäre er in der Mzungu Bar, aktuell allerdings noch mit Noah beim Car-Wash und könnte mich gerne abholen. Mzungu in der Mzungu-Bar? Da sag ich mal nicht nein. „Mzungu“ heißt übrigens so viel wie „weißer Mann“, oder „Europäer“, das ist das Gleiche, was uns die Kinder in Liuli immer nachgerufen hatten. Als ich auf Richard wartete, wurde ich natürlich auf der Straße angesprochen. Man versuchte mir allerhand zu verkaufen, mit etwas Swahili wurden dann die meisten aber gut abgewimmelt. Eine der häufigsten Fragen ist natürlich, wo man den herkäme. Bei zwei Männern bekam ich sogar die Antwort, dass sie eine Frau aus Stuttgart hätten. Das ist ja ein Zufall! Zwei mal Stuttgart, dafür, dass es nur ne Mansche wäre, konnten sie einigermaßen gut deutsch sprechen. Zur Verteidigung sei allerdings gesagt, dass es für einen Swahili-Muttersprachler unglaublich schwer ist deutsch zu lernen. Diese Sprache ist wirklich komplett anders aufgebaut als Swahili, sehr sehr schwierig. Irgendwann erlöste mich Richard, er rollte mit dem frisch rausgeputzten Noah vor. Wirklich blitzblank, innen sicher sogar nass gesaugt, alles geschrubbt und aufpoliert. Keine Spur mehr von 4 Kürbissen, einem Sack Mangos, unzähligen Erdnüssen samt Schalen, Popcorn und Straßendreck. Ich hab mich kaum getraut einzusteigen.

Die Mzungu-Bar ist tatsächlich nur 50 Meter neben meinem Hotel – wie praktisch! Dort wurden wir von Jimmy und Liber erwartet, setzten uns, erst mal ein kalten Kilimanjaro. Kaltes Bier war in Liuli so dermaßen selten, dass ich mich hier wirklich drauf freute, allerdings beim ersten kräftigen Zug direkt Schluckauf bekam. Da war mein Zwerchfell wohl etwas überfordert mit der Situation. Hier sind allerhand Leute. Man merkt schon, dass die Menschen, die in dieser Bar sind tendenziell Geld haben. Recht einfach an der Kleidung, und vor allem den Schuhen, abzulesen, außerdem wird recht viel geraucht. Alles ein Zeichen für Wohlstand. Ein junger Mann fiel mir, aufgrund seiner extravaganten Frisur, auf. Rastas gibts genug, dieser hatte jedoch alles Dreadlocks nach oben zusammengebunden, Assipalme in Extrem sozusagen, stand ihm jedoch ganz gut. Lustig war nur, dass er eine Art „Rohr“, von den Maßen ungefähr dem Pappteil im Inneren einer Rolle Klopapier gleich, eingebaut hatte. So entstand eine echte Palme, mitsamt Stamm. Witzigerweise kam der junge Mann auf mich zu, stellte sich als -tut mir leid, hab den Namen vergessen- aus Kenia vor. Liber meinte direkt, dass er in Deutschland arbeiten würde. Meine Nachfrage wo, wurde beantwortet mit: „Kennst du sicher nicht, ist eine Sauerkrautfirma very remote“. Und ja, auf deutsch. Wo genau? „In Pirmasens, kennst du sicher nicht.“ Kurz gelacht, kenn ich doch. Lange auf deutsch gequatscht, ein interessanter junger Mann. Aber verrückt, wen man alles trifft. 

Nachdem ich ein Clubbesuch ausgeschlagen hatte, ging ich um viertel nach elf heim. Morgen gehts schon los auf Safari.

Safari – Tarangire Nationalpark

Aufstehen und Anfahrt

Und mal wieder heißt es: Früh raus. Wieder kann ein Wecker von einem sehr frühen Frühdienst recycelt werden. Auch wenn ich das erste Mal nicht so gut raus kam, stand ich dann doch irgendwann unter der (kalten, schlecht funktionierenden) Dusche und packte danach noch den restlichen Kram zusammen. Da es recht früh war, und der deutsche Zettel an der Tür Frühstück erst ab sieben verspricht, musste dieses heute ausfallen. Immerhin war die Abfahrt für sechs geplant. Ich lies mir allerdings ein wenig mehr Zeit, die afrikanische Pünktlichkeit schläft langsam durch. Gelohnt hat sich’s, auch wenn ich um kurz vor halb sieben draußen war, musste ich noch fast ne halbe Stunde warten. 60.000 Schillings, also etwas unter zwölf Euro pro Nacht hatte ich am Vortag schon gezahlt. Leider traf ich auf den, etwas unfreundlichen, Herren des Hotels. Handeln war hier leider nicht drin, auch die Argumentation mit dem nicht funktionierenden WLAN und der Dusche hat nicht gezogen. Schade. Vielleicht nächstes mal. 

Abgeholt wurde ich von Liber und Jimmy. Schnell einpacken, einsteigen, auf die Straße Richtung Arusha. Aufgrund dessen, dass ich sehr kurzfristig gebucht hatte, hat Jimmy was mit einer kooperierenden Firma geklärt. So konnte ich schon heute starten, aber eben mit der Anderen und von Arusha aus. Ist ja nichts dabei. Seit gestern frage ich mich schon, ob die Tankuhr an dem Auto kaputt ist. Gestern zeigte es schon Null Kilometer an, heute dann auch. Die Tanknadel bewegte sich beim Starten keinen Millimeter, also musste es ja wohl kaputt sein. Wer käme denn so auf die Idee, bis nach Arusha zu fahren. Nunja. Eine halbe Stunde später fuhren wir dann doch mal eine Tankstelle an, getankt wurde die absolut minimal notwendige Menge an Super, natürlich war auch hier wieder Diesel und Kerosin im Angebot. Wie ein Wunder: Die Tanknadel bewegte sich minimal nach dem Tanken. Wieder so eine Frage: Wieso tankt hier jeder nur das absolut Nötigste? Angst vor Treibstoffdiebstahl? Wenn die Karre brennt, dann ist wenigstens nicht vollgetankt? Warten auf bessere Preise? Ich weiß es echt nicht. Aber es hier wirklich überall so. Bajajis und Motorräder tanken teilweise unter einem Liter. Da mag es vielleicht an der Kohle liegen, das kann man allerdings von Jimmy nicht sagen. 

Arusha

Viertel nach acht. Arusha. Moshi ist schon groß und wirkt sehr modern, allerdings ist das nichts gegen Arusha. Arusha ist kaum vergleichbar mit Dar Es Salaam, mit Songea erst recht nicht. Es wirkt alles recht modern und aufgeräumt, teilweise europäisch. Äußerst spannend. Muss wohl an den Einnahmen durch den Tourismus liegen, im Endeffekt startet in Arusha so gut wie jede Safari in einen der großen und berühmten Nationalparks, darunter auch Ngorongoro Crater und Serengeti. Das Hauptgebäude der Verwaltung des Erstgenannten lässt auf jeden Fall richtig Kohle vermuten. Ein Hochhaus, modern, ein Blick ins Innere verrät feinste Ausstattung und natürlich einen ordentlichen Sicherheitsdienst. Zehn Männer und Frauen konnte ich mindestens ausmachen, Frauen mit Schlagstock und Metalldetektor, Männer mit altbekanntem Sturmgewehr ausgerüstet. 

Am Quartier von Jimmys Partnerfirma ausgestiegen, zwei drei Kleinigkeiten geklärt und noch fix mit Liber zum nächsten Geldautomaten gelaufen. Immerhin fehlten noch knapp 43 rosane Scheine. Wider Erwarten fühlt sich Geld abheben in diesem Land immer recht sicher an. Das liegt unter anderem daran, dass die ATM in einem eigenen kleinen Raum sind, dieser auch immer überwacht ist und die Geldautomaten wirklich modern wirken. Die Menüführung ist zwar etwas ungewohnt, auch muss man hier die PIN vor dem Auswählen des Betrages eingeben, aber daran gewöhnt man sich. Andererseits steht auch immer mindestens ein Sicherheitsmann vor der Tür zum ATM-Raum, immer bewaffnet, größtenteils auch mit Sturmgewehr der Gattung AK-47. Für deutsche Verhältnisse tendenziell unüblich, hier durchaus gut und sinnvoll. 

Abfahrt

Ich bin um viertel vor neun der erste, und vorerst einzige im Auto. Bei den Safari-Autos handelt es sich quasi immer um umgebaute Toyota LandCruiser 4×4. Im Aufbau gibt es 6 Sitze in Fahrtrichtung, jeweils alle am Fenster. In der Mitte einen kleinen Gang, am Ende einen kleinen Kühlschrank. Oftmals gibt es sogar Steckdosen, sofern sie denn funktionieren, was sie in diesem Auto leider nicht taten. Das Dach kann aufgestellt werden, so kann man während der Safari stehend aus dem Auto raussehen, Tiere beobachten, Fotos machen. Das Dach über den Frontsitzen ist auch aufklappbar, dann allerdings ohne Überdachung. Für Fahrer und Beifahrer nicht sonderlich gut, es sei denn sie wollen sich von der afrikanischen Mittagssonne das Hirn braten lassen. Dann gut, allerdings ist aus medizinischer Sicht von dieser Maßnahme abzuraten. 

Unsere erste Fahrt führt uns nicht weit, eigentlich nur zum nächsten Supermarkt. Dort hole ich mir einen, tatsächlich sehr gut schmeckenden, Espresso. Unser Fahrer sagt, dass wir erst mal auf die Anderen warten müssten. Hat auch nicht lange gedauert, da kommen die ersten zwei schon an. Jackson und Coral, ein junges Paar aus den Vereinigten Staaten. Also zumindest er, sie stammt aus Peru. Sein Stil war mir auch direkt sympathisch, ein kurz darauf folgendes „Oh I love metal music, and yeah, one of my favorite bands is also Lorna Shore“ klärte alles. Wir verstehen uns. Sehr cool. Natürlich geht das Gespräch weiter dreht sich auch irgendwann darum, wo man so herkommt. Naja, ich bin aus Deutschland, mit der Antwort hab ich beim besten Willen nicht gerechnet. „Oh, I‘m also living in Germany right now, it‘s a small fucked up city called Idar-Oberstein.“ Ist nicht war. Ich hab zumindest erst mal gelacht, und zückte meinen Führerschein, der sich immer noch in meiner Handyhülle befindet und streckte ihn den verdutzten Gesichtern entgegen. Viel gibts ja darauf nicht zu lesen, also war wenigen Sekunden später klar, wieso ich so lachen musste. Ja, ich kenne die Stadt, nein, ich wohne nicht da, ja, ich ging da zur Schule, und ja, natürlich kenne ich auch Enzweiler. Auf jeden Fall ist er aktuell auf der Base in Baumholder. Einer der Guides gesellte sich zu uns und meinte direkt, dass dieser Parkplatz, und vor allem die Safaris, schon häufig die wildesten Bekanntschaften hervorgebracht habe. Sehr witzig. 

Weiterfahrt. Gerade mal hundert Meter. Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich mal sicher gelaufen, aber was soll’s. Fahrer kauft Unmengen an Trinkwasser und läuft sie in unser Gefährt, außerdem stoßen noch 3 weitere Amis hinzu. Eine Familie, Vater mit seinen zwei Kindern. Tatsächlich erfüllten sie schon ein wenig das Klischee. Alle etwas kräftiger, Papa schleppt auch eine große Tasche mit, aus dieser quellen schon Unmengen an Chips und ähnlichen raus, dazu noch ein paar riesige Flaschen Cola. Die Tochter ist wirklich sehr anstrengend, ich schätze sie mal auf 14 Jahre. Ja es mag sein, dass du alles weißt und wirklich toll bist, aber wie du es erzählst, so kann ich kaum drei Tage zuhören. Sehr anstrengend. Außerdem bin ich ja zu diesem Zeitpunkt noch von Camping ausgegangen, wie diese Familie Camping, ohne Strom oder ähnliches überstehen soll? Ich hab echt keine Ahnung, könnte aber zur Erheiterung meines Gemüts beitragen. Nachdem sie sich dann alle mal häuslich eingerichtet hatten, wurden sie auch direkt wieder aus unserem Wagen verbannt. Dadurch, dass sie fünf Tage machen, würde es einen eigenen Wagen geben. Also alles an Süßkram, Technik und co. wieder eingesackt, aus der Karre gequält und ohne Verabschiedung abgehauen. Naja, wird wohl besser sein. Kurz vor weiterfahrt steigt noch Jay zu. Cooler Kerl, auch aus den Staaten. Hat in seinen 37 Lebensjahren schon 38 Länder bereist. Wie er das alles finanziert? Wäre angeblich mit Kellnern kein Problem. Also wenn ich mir das so überlege….. Egal. Coole Truppe, alle sehr interessant. Positiver Nebeneffekt: Ich hab echt den Eindruck, dass mein Englisch hier deutlich besser wurde. Reden hilft einfach.

Noch schnell zum Flughafen, dort holen wir noch zwei Mitfahrer:innen ab. Ein Paar, er aus Spanien, sie aus Frankreich, leben allerdings seit acht Jahren gemeinsam in Dakar. Auch ne wilde Kombi, aber passt auf jeden Fall zum Rest. Um zehn ist alles gepackt, das Gepäck etwas lieblos in den Kofferraum gestopft, vorne ein guter Kubikmeter Frischwasser und in Jays Hand das erste Bier. Prost.

Ne viertel Stunde vor Ankunft am Tarangire-Nationalpark Main Gate hielt Eliyah, unser Fahrer und Guide, an einem Shop. Klassisch auf Touristen ausgelegt, Unmengen an Schnitzereien und Gemälden, allerdings alles sündhaft teuer, selbst für Tanzania. Am Gate konnten wir uns nochmal für 20 Minuten die Beine vertreten, Eliyah erledigte derweil den ganzen Papierkram. Auf dem Platz: Allerhand! Wir steuerten zuerst die Kaffeetränke an, aber so viel Geld war ich nicht bereit auszugeben. Für eine kleine Packung Kekse fast 10.000 Schilling zu verlangen, das steht in keinem Verhältnis. Sorry! Auch hier gibts genug grüne Meerkatzen, also auf das Auto und vor allem Essbares aufpassen, klappte gut, war ja eigentlich nix zu holen. Eine Sache zog wirklich die Aufmerksamkeit auf mich: Ein riesiger Termitenhügel, darum einige Knochen gestapelt. Einen Oberschenkelknochen eines Elefanten konnte ich ausmachen, wirklich immens! Andere Sehenswürdigkeit: Ein durch und durch deutscher Tourist. Jedes Klischee, welches ich von deutschen Touris habe, wurde um Welten übertroffen. Alles in Sandfarben. Fangen wir oben an: Hut, mit schmalem Rand, tief ins Gesicht gezogen. Brille, natürlich mit Band und runterklappbaren Scheiben gegen die Sonne. Um den Hals ein riesiges Fernglas, zudem eine Kompaktkamera. Über dem weißen T-Shirt eine Weste, wie sie beim Angeln getragen wird, natürlich sandfarben. Ein wenig Bauch. Eine multifunktionale 3/4-, oder eher 7/8-Hose, natürlich mehrfach abzippbar. Und die Krönung, wie könnte es anders sein: Weiße Socken, hochgezogen bis fast unters Knie, selbstverständlich in sandfarbenen Trekkingsandalen. Eliyah ruft, aufsitzen, Dach auf, los gehts.

Nationalpark

Natürlich hatte ich Bedenken, dass die Tour nicht so toll wird wie versprochen. Wieso sollte ich denn plötzlich Unmengen an Tiere sehen, wo ich doch die Wochen vorher keinerlei große Tiere gesehen habe. Und wieso sollten sie sich dann ausgerechnet hier aufhalten, in einem Bereich, der nicht abgegrenzt ist? Ich wurde exakt 30 Sekunden nach der Tordurchfahrt eines Besseren belehrt. In 50 Metern entfernen laufen tatsächlich die ersten Giraffen vorbei. Bei diesem Tier, was übrigens das Nationaltier von Tanzania ist, und in Swahili auf den Namen „Twiga“ hört, stell ich mir immer folgende Frage: Was ist wahrscheinlicher? Ein Einhorn, also ein stumpfes Pferd mit den doofen Horn in der Mitte auf der Stirn, oder ein sechs Meter Leoparden Kamel, dessen Nachwuchs immer erst mal einen Sturz aus mehreren Metern Höhe überleben muss? Ich bin ganz klar für Nummer eins, allerdings ist die Evolution da anderer Meinung. Verrückte Natur. Eines der Tiere, welches ich unbedingt sehen wollte, war also abgehakt, auch wenn etwas näher schon cool wäre. Die Big Five wären natürlich auch cool. Elefant, Büffel, Nashorn, Löwe und Leopard fehlen also noch. Nummer zwei auf meiner Liste lies auch nicht lange auf sich warten, allerdings auch in einiger Entfernen. So fuhren wir durch den Nationalpark, schauten uns die wundervolle Landschaft an, entdeckten noch einige Antilopen und vor allem viele Termitenhügel. Wobei es „Termitenberg“ wohl viel besser treffen würde. Berge von teilweise über fünf Metern Höhe waren überall zu bestaunen. Wirklich krass, was diese kleinen Tieren überall bauen, wie sie es schaffen, diese Gebilde zu errichten, die ungleich größer als ihre kleinen Körper sind, und das alles ohne Werkzeug oder sonstige Hilde. Wirklich verrückt.

Mittagessen

Bis hierhin wusste echt niemand von uns, was uns erwartet. Warm? Kalt? Niemand wusste es. Eliyah lenkte unseren Toyota auf einen Parkplatz, dahinter einige Sitzplätze und eine wundervolle Aussicht auf den Nationalpark. Jeder bekam eine Pappschachtel in die Hand gedrückt, nicht beschriftet. Also ist vermutlich überall das Gleiche drin, was doof für mich wäre, denn hier gibts ja immer und zu allem Fleisch. Wir setzten uns an eine Sitzgruppe, wurden nochmals gewarnt, dass wir bitte auf die Affen (grüne Meerkatzen) aufpassen sollten. Natürlich fühlt ich mich sicher, hatte ich doch wochenlang mit diesen Tieren in der Nachbarschaft gewohnt. Box auf, reingeschaut, irgendjemand sagte etwas von „Monkey“ und ehe ich mich versah, kam auch schon ein kleines graues Etwas an meinem Gesicht vorbeigeflogen, und verschwand ebenso schnell wieder. Mitsamt meiner Banane. Was ich nicht bedachte: In Liuli konnten die Affen nur von vorne kommen. Hier natürlich von überall, meinen Rücken hatte ich also nicht im Blick. Mist. Eine Banane weniger, dafür strahlte mich mein in Frischhaltefolie verpacktes Hühnchen an. Coral beschwerte sich kurz drauf, dass sie kein Fleisch hätte, sondern etwas Anderes. Aha! Also doch eine extra Lunchbox für mich, sehr gut! Anstatt des Hühnchens bekam ich sehr leckere gesalzene Cashews, durchaus kein klassisches Mittagessen, aber lecker. 

Weiter gehts…

Um 2 ging’s weiter. Gestärkt, Bilder in der Tasche und eine gespendete Banane im Bauch. Die ganze weitere Fahrt war geprägt von Elefanten. Swahili „Tembo“ übrigens. Wir haben viele dieser wunderbaren Tiere gesehen. Große, kleine, alte, junge und ganze Familien. Teilweise auch super nah! Aber ich hau einfach ein paar Bilder rein, die erklären eigentlich alles. Zum krönenden Abschluss hat unserer Guide, der tatsächlich mehr Fahrer war, erklärt hat er nämlich nix, noch Elefantenkacke gesammelt, angeblich der beste Feueranzünder überhaupt. Ob‘s im Nationalpark erlaubt ist? Ich glaube nicht, aber was soll’s. Ah doch, eine Sache hat er erklärt. Irgendjemand fragte etwas über die Antilope am Wegesrand. Laut Eliyah werden sie maximal zwölf Jahre alt, einfach abzulesen an den Windungen des Geweihs. Und jetzt muss man sich mal folgendes vorstellen. Alles schauen dieses Tier an, es sind offensichtlich mehr als zwölf Windungen. Entweder Eliyah lügt, oder das Tier ist ein Zombie. Ersteres ist wohl wahrscheinlicher. Sechs mal gingen die Gedanken „Nie im Leben!“ durchs Auto. Einmal auf deutsch, dreimal auf englisch, einmal auf französisch und nochmal auf spanisch. Gleicher Gedanke, 4 Sprachen, zum gleichen Zeitpunkt. Die Vorstellung ist Schon irgendwie witzig.

Masai

Auf dem Rückweg kamen wir quasi zufällig an einem Masai-Dorf vorbei. Wobei ich dieses „zufällig“ direkt mal in Frage stellen möchte. Wie wahrscheinlich ist es, dass ein Dorf direkt am Ausgang des Nationalparks errichtet wird? Keine Ahnung. Zumindest fuhren wir dort hin, Eliyah lud uns ab und machte sich dann kurz aus dem Staub – angeblich müsste er was umpacken. Also war er erstmal mitsamt unseres Autos und des gesamten Gepäcks verschwunden. Irgendwie komisch. Ein junger Masai begrüßte uns vor dem Dorf. Erstmal wurde jeder aufgefordert, 15.000 Tanzanische Schilling zu spenden, es müsste Wasser für die Gemeinschaft gekauft werden. Ehrlicherweise fanden wir diese Aufforderung ziemlich komisch. Ja, wir geben gern was, allerdings wurden wir ja an diesem Dorf abgeladen, mussten es dementsprechend besuchen. Ist das jetzt Teil der Tour? Dann sollte es eigentlich im Gesamtpreis von fast eineinhalb Million mit drin sein. Hat es Eliyah nur gemacht, um kurz Ruhe zu haben? Oder gibt es einen Deal mit dem Dorf? Komisch. Aber die Aufforderung: „Ihr müsst jetzt alle je 15.000 spenden“, die kam uns komisch vor. Es wurde etwas verhandelt, und so gaben wir alle was, aber eben nicht das, was verlangt wurde. Im Augenwinkel hatte ich immer Eliyah, ich hatte ein mulmiges Gefühl was mein Gepäck anging. Keine Ahnung, was er da macht solange wir hier abgelenkt sind. Die Masai boten uns an, sich wie sie zu kleiden. Entsprechende Stoffe hielten sie bereit. Ich lehnte dankend ab. Auch wenn es eine touristische Attraktion sein soll, so möchte und werde ich mir ihre Kultur nicht aneignen. Es ist ihr Stil sich zu kleiden, nicht meiner. Es ist ihre Kultur, bestimmten Schmuck zu tragen, nicht meine. Deshalb schaue ich‘s mir von mir aus an, aber werde es sicher nicht selbst tragen. Egal. Es wurde eine Art ritueller Tanz zur Begrüßung aufgeführt, es wurde gesprungen und gesungen. Alles recht spannend, allerdings fühlte ich mich ein wenig wie im Zoo. Die Menschen sollen was machen, ich soll zusehen, mich danach freuen und am besten noch was spenden. Ein echt mulmiges Gefühl, auch kein Gefühl von Museum, viel mehr von Eindringen in deren Leben. Wenn man sich in diesem Dorf weiter umschaut, dann fällt einiges auf. Von komplett fertigen Häusern, bis zu abgesteckten Flächen für den Hausbau war alles da. Ich konnte so quasi jede Stufe des Hausbaus ansehen. Die Tiergehege waren alle leer, um Fragen, wieso weshalb warum, und woher die vielen Kunststoffteile in dem Schmuck, den sie verkaufen herkommen, um diese Fragen wurde immer rumgeschifft. Im Endeffekt muss ich sagen: Entweder, die Menschen haben echt Spaß an dem, was sie machen. Wir wurden viel angelacht, sie schienen fröhlich bei ihren Aufführungen und Tänzen. Aber sie haben irgendwas zu verbergen. Oder die ganze Nummer ist fake und geschauspielert. Natürlich kaum zu beurteilen, aber ein komisches Gefühl bleibt.

Rückfahrt

Am wichtigsten war mir erstmal zu klären, wo ich überhaupt hinkäme. Die sechs Gäste im Auto hatten vier unterschiedliche Touren gebucht, unsere Amis sogar die selbe, aber bei unterschiedlichen Anbietern. Also eigentlich noch drei unterschiedliche Angebote. Ich hatte ehrlicherweise keine Ahnung, wo ich schlafen würde, bzw. welchen Park ich am nächsten Tag sehen sollte. Eigentlich wars mir auch egal, ich hatte auch Jimmys Telefonnummer und konnte bei Bedarf einfach anrufen. Hab ich dann auch wenige Minuten später gemacht, nachdem ich Eliyah fragte, wie es weitergehen würde und ich nicht wirklich den Eindruck hatte, der hätte verstanden um was es geht. Also lieber Jimmy anrufen, zwar erfolglos, aber irgendwie werde ich ja wohl irgendwo unterkommen. Außerdem erklärte unserer Fahrer, dass er uns abgeben müsste, es gäbe einen familiären Notfall zu Hause. Aber alles wäre geklärt. Nunja, was soll’s. Etwas bitter aufgestoßen ist uns dann, dass er meinte, wir müssten uns mal unsere Gedanken machen, wie viel wir ihm als Trinkgeld geben würden. Eigentlich wollten wir nix geben, erklärt hat er ohnehin nichts und besonders gesprächig war er auch nicht. Nicht unbedingt das, was man sich von einem guten Tourguide wünscht. Allerdings war sich auch niemand sicher, ob es sein einziger Lohn ist. Also haben wir wieder etwas Kohle zusammengeworfen und ihm eine Kleinigkeit gegeben. Was soll’s. Aber vor allem den drei Amis hat‘s nicht so recht gepasst. Immerhin war alles an Gepäck noch da. 

Um viertel vor sechs erreichen wir unserem Umstiegspunkt. Eine Tanke, an einer großen Hauptstraße. Über das Kerosin wundere ich mich gar nicht mehr, auch nicht mehr über die immer liegenden Tanknadeln. Unser neuer Fahrer ist ein junger Kerl, wirkt lustig, aber auch etwas verrückt. Matrixsonnenbrille. Grünes Hemd. Grinst die ganze Zeit. Aber freundlich, und redet in den ersten Minuten schon mehr als Eliyah den ganzen Tag. Sehr sympathisch. Allerdings ist in dieser Mühle etwas weniger Platz, die Sitze sind auch deutlich härter. Aber: Die Steckdosen funktionieren! Das ist schon mal mega gut, so kann ich mein Handy direkt da laden. Etwas bedenklich sind die fehlenden Sicherheitsgurte, aber die werden in diesem Fahrzeugen sowieso nicht benutzt. Mit würde ich mich zumindest etwas besser fühlen. Laut unserem Fahrer müssten wir in ner Stunde da sein. Wenn jemand anderes fahren würde. Er wirkt eher so, als könnte er es in 45 Minuten machen. 

Mto wa Mbu

Halbe Stunde später. Da. Kein Camping, doch Lodges. Was soll‘s, auch gut. Die Dame, die uns empfing hatte drei Zimmerschlüssel dabei. Ein Paar aus Dakar, ein Paar aus Alabama/Peru/Idar-Oberstein sowie Jay und ich. Ich erinnerte mich an die Erzählungen von Jonas und Luca. Die Jungs wollten sich mehrfach ein Zimmer teilen, allerdings würde es ihnen immer verwehrt. Wohl illegal in Tanzania, hängt bestimmt mit den strikten (sinnlosen) Gesetzen bzgl. Homosexualität zusammen. Also lehnten wir erst mal ab. Die Dame blieb aber hartnäckig. Vielleicht bekommen sie von den Safari-Unternehmen nur einen bestimmten Betrag und sehen, dass sie damit möglich Ressourcen schonend über die Runden kommen, oder sie hatten nicht mehr Zimmer, oder sie wollte einfach keinen vierten Schlüssel holen gehen. So teilte ich mir dann doch mit Jay, einem unbekannten Ami Mitte dreißig ein Zimmer, in einem Land in dem dies ziemlich illegal ist. Immerhin gab es getrennte Betten. 

Das Abendessen war richtig gut. Kürbissuppe mit warmem Brot, gemischtes kaltes Gemüse mit Avocado, Kartoffeln und gemischtes heißes Gemüse in sehr leckerer Soße. Alles wirklich sehr sehr lecker. Danach gab es noch eine kleine Aufführung. Eine lokale Gruppe stellte ein wenig traditionelle Musik auf traditionellen Instrumenten, danach Tanz und Akrobatik vor. Musikalisch wirklich cool, allerdings wurde ich auch hier mein komisches Gefühl nicht los. Irgendwie mag ich diese Form von Tourismus nicht. Da ist mir ein kleines Dorf, in Mitten des Nirgendwo deutlich lieber. Aber alle touristischen Attraktionen, im Sinne von Aufführungen haben wir nicht gefallen. Nicht, weil es musikalisch oder so schlecht war, ganz im Gegenteil. Viel mehr fand ich die äußeren Umstände wirklich strange. Also ansehen und schnelle Flucht zum Blog schreiben. 

Wirklich was hab ich nicht geschrieben bekommen. Mich traf die Müdigkeit wie ein Schlag, irgendwie konnte ich die Unmengen an Eindrücken auch nicht so ganz verarbeiten. Leider müsst ihr deshalb was länger auf die Einträge warten, aber so ist das eben. Tut mir leid.

In meinem, bzw. eher unserem Zimmer fand ich schon einen tief schlafenden, und wie ein Walross schnarchenden Jay vor. Das Schnarchen fand ich echt verwunderlich, immerhin ist Jay nicht besonders kräftig. Allerdings hat er tagsüber auch gesoffen wie‘n Loch, bis zu diesem Zeitpunkt hab ich nix davon mitbekommen. Ob er sich mit Bier auskennt? Wage ich tatsächlich zu bezweifeln: Während des Abendessens musste ich ihm mal kurz erklären, dass der Unterschied, zwischen einem Weißbier und einem Hefe-Weizen nicht darin besteht, dass im Hefe-Weizen immer Banane zugesetzt ist. Tatsächlich kannte er das Reinheitsgebot, hat auch angeblich mal was in der Richtung gelernt oder studiert, aber in Deutschland ist sicher in keinem echten Hefe-Weizen Banane drin. Ist wirklich so, auch wenn er‘s zunächst nicht glauben mochte. In den USA? Mir doch egal, was ihr in eure Plörre reinpanscht, aber bei uns ist nur Wasser, Malz und Hopfen drin. Wahlweise aus Gerste, oder wie hier eben aus Weizen. Und natürlich Brauhefe – nicht zu vergessen. Übrigens meldete sich Jackson, der US-Soldat aus Alabama zu Wort und verkündete ganz stolz, dass Kirner Bier das wohl beste Bier überhaupt wäre. Das ist mal ein Wort. Von nem US-Army Soldaten aus Alabama. In ner Lodge bei Mto wa Mbu, Tanzania. Verrückt.

Ich legte mich dann auch bald hin und schlief echt schnell ein. Morgen gehts für mich leider mit einer anderen Gruppe weiter, die anderen fünf fahren direkt in den Krater, und dürfen sogar am Rand campen. Das hätte ich wirklich sehr gerne gemacht. Für mich wurde eine andere Gruppe anvisiert, morgen dann in den Lake Manyara National Park. Berühmt für auf Bäume kletternde Löwen. Ich bin gespannt.

Bis morgen!

P.S.: Kurz nochmal Werbung für den Newsletter: Vermutlich werde ich, nachdem ich wieder zu Hause angekommen bin, noch Einiges updaten, Bilder hinzufügen usw. Wer also nichts, also auch keine süßen Tierbilder, verpassen möchte, der darf gerne hier klicken.

Songea

Unterkunft, Songea, TZA // 18:00 Ortszeit

Zunächst einmal hat der Tag mit dem endgültigen Verschieben meines Fluges begeonnen. Also hatte ich genug Zeit um in Ruhe zu Frühstücken, erneut zu duschen, wer weiß wann sich die nächste Gelegenheit ergibt (goldrichtiger Gedanke wie sich später rausstellen wird), in Ruhe meinen Kram zu packen und dann entspannt zum Flughafen zu fahren. Frühstück ohne größere Komplikationen, duschen, packen und Check-Out ebenso, die Uber-App wies mir den gleichen rasanten Fahrer wie gestern zu und kurz später war ich am Julius Nyerere International Airport – Terminal 2. Übrigens konnte ich auf dieser Fahrt auch das Rätsel mit den Bussen klären: Das ungefähre Ziel ist an der Farbgebung des Busses zu erkennen, gar nicht mal so doof, es muss ja bedacht werden, dass bei weitem nicht die gesamte Bevölkerung lesen oder gar schreiben kann!

Der erste Check-In verlief problemlos, großen und kleinen Rucksack durch die Sicherheitskontrolle gebracht, dann den großen Rucksack aufgegeben und mit dem kleinen Rucksack weiter. Wieder Sicherheitskontrolle und dann warten. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass es keine gute Idee ist, von diesem Terminal aus etwas zerbrechliches aufzugeben. Das Band, auf welches das Aufgabegepäck gefeuert wird ist tatsächlich nur ca. 2 m lang und macht nichts anderes, als das liebevoll und sorgsam verschnürte Gepäck auf der anderen Seite der Mauer auf den Boden zu werfen. Dort findet es dann in der Regel ein Mitarbeiter welches eben jenes Gepäck auf einen Wagen wirft. Das weitere Verfahren mit dem Gepäck bleibt unklar.

Das Boarding unserer Dash-8 Q400 verlief problemlos und zügig, zu meiner Freude ware die Sitze überaus bequem und auf meinem Fensterplatz fand sich auch kein Sitznachbar ein. Das unbändige Dröhnen unserer Turboprop kündigte den Start an, problemlos. Die erste Stunde war auch deutlich ruhiger als gedacht, die letzten 20 Minuten umso turbulenter. Es schmiss die Maschine in der Luft umher, selbst die Damen der Cabin-Crew krallten sich mit Händen und Füßen an unserer Dash-8 fest. Man hörte Köpfe in den Seitenverkleidungen einrasten, leises Wimmern aus dem achternen Teil des Fliegers und der junge Mann neben mir wurde ganz blass. Einer meiner „special-anti-vomit-chewing-gums“ bewirkte Wunder, dass es sich um einen stinknormalen Kaugummi handelte sagte ich erst später. Die Landung (oder besser der Einschlag auf der Landebahn) beendeten das Abenteuer Air-Tanzania abrupt. Nach dem Aussteigen wurden wieder einmal die Pässe samt Visa kontrolliert, hier ist dafür nicht mehr nötig als ein zerfleddertes Notizbuch, ein Kugelschreiber und ein vollautomatisches Sturmgewehr der Gattung AK-47. Wenige Minuten später kam auch schon ein rumpelndes Quad-ähnliches Gefährt angerollt, auf der Ladefläche viel zu vieler Koffer und Taschen. Die Ausgabe des Gepäcks erfolgte ähnlich liebevoll wie am Flughafen Dar Es Salaam und so konnte ich nur knapp verhindern, dass mein Rucksack aus 2,5 Metern Höhe in den Staub und Dreck vor meinen Füßen geworfen wurde. Alles fein, alles da, alles ganz – soweit zum jetzigen Zeitpunkt ersichtlich.

Bei deutlich angenehmerem Wetter (26 Grad, es hat gerade aufgehört zu regnen) werde ich von Gift. dem Sekretär der Krankenhauses samt Taxi und Fahrer erwartet. Mein Gepäck wandert in den Kofferraum, das Taxi rollt los und er erklärt mir den Zeitplan: Erst Medikamente und Equipment fürs Krankenhaus kaufen, dann zum Geldautomaten, dann zum Hotel. Soweit so gut. Ich habe mich am Anfang erkundigt, was das Krankenhaus aktuell gut gebrauchen könnte, vor allem Geld wurde mir gesagt. Also hab ich etwas Geld zusammengekratzt und wir haben gemeinsam für dann insgesamt 500.000 TSH (ca. 200€) Material kaufen können. (Wer diesen Text liest, und sich denkt, es sei eine gute Sache etwas zu geben, der darf sich gerne bei mir melden!) Insgesamt konnten wir zwei gut gefüllte Kartons mit allerhand Dingen besorgen: Von Antibiotika über Aspirin, Blutentnahmeröhrchen samt Kanülen bis zu einem Blutzuckermessgerät. Insgesamt mussten wir hierfür drei Apotheken und einen weiteren Laden anfahren – Material zu besorgen ist hier absolut nicht einfach.

Zwischendurch ging es noch zu einem Geldautomaten. An der Funktionsuntüchtigkeit des selben konnte auch der Bankanstellte, mitsamt zwei Jungen Männern inclusive geschulterer Strumgewehre der wohl allseits beliebten Bauart „Kalaschnikow“, nichts ändern. Also nächster Geldautomat, dieser spuckte auch brav mein Geld aus. Ein weiterer Stop stellte der Busbahnhof dar, 15.000 TSH (ca. 6€) sollte das Ticket für die 170 km morgen früh kosten. Am Hotel angekommen verlangte der Taxifahrer 50.000 TSH (ca. 20€) für einen ganzen Nachmittag Herumfahrerei.

Das Hotel. Obwohl, das wäre eigentlich zu viel gesagt. Nennen wir es mal „Unterkunft“. Wahnwitzige 14.000 TSH (ca. 5,60€) wollte die nette für die Nacht haben. Ich habe auch schon in heruntergekommenen Buden gepennt, aber heute Nacht wird sicher spannend. Auch wenn ich gestern Nacht von irgendeinem Krabbelviech (keine Ahnung was es war, ca. 7 mm groß, ich konnte es gerade noch wegschnappen) in den Bauch gebissen wurde und es unglaublich heiß war, muss man dennoch sagen, dass das Hotel in Dar Es Salaam viel viel mehr den Begriff „Hotel“ verdient hat. Unten sind Bilder, auch im Vergleich zu Dar Es Salaam, viel mehr sagen muss ich nicht. Immerhin hab ich Strom und es ist günstig. Was soll’s.

An dieser Stelle wieder ein gut gemeinter Tipp: Wer in einen touristisch kaum entschlossenen Teil Afrikas reist, und zumindest ein wenig an europäische Verhältnisse gewohnt ist, dem schadet eine Rolle Toilettenpapier im Handgepäck auf keinen Fall!

Nach dem Beziehen meines Zimmers sollte es noch etwas Essbaren geben. Mir wurde vorgeschlagen, dass ich doch einfach mal die Straße hochlaufen solle, dort gäbe es allerhand. Gesagt – Getan. An der ersten Kochnische blieb ich stehen, ich fragte, was es alles gäbe und man bot mir diverses an. Irgendwann konnten wir uns auf einen Mix aus Ei, Salat, Fritten und Mango einigen. So richtig verstehen wollte man nicht, wieso ich kein Fleisch essen mag, mit etwas Überzeugungsarbeit lies man dann aber doch davon ab. Alsbald wurden mir zwei Teller gereicht, einer mit einem omeletteartigen Pfannengericht, dazu selbstgemachte Tomatensoße und der andere mit Mango, Salat und der mir wärmsten ans Herzen gelegten „special-sauce, little bit hot, little bit chili“. MERKE: Wenn dir hier „little bit“ angedreht wird, dann wird dir wirklich warm ums Herz. Mir wurde es. Ich tunkte nur ein Stück Mango in die Sauce und bekam Schweißausbrüche, Herzrasen, sicher einen hochroten Kopf und bestimmt entgleisten meine Gesichtszüge auch kurzzeitig. Mein Leid wurde erkannt, recht schnell kam eine junge Dame die mir eine sehr kalte Pepsi-Cola verkaufte. Dass Flüssigkeit wenig bringt, hätte ich wissen müssen, hab‘s aber vercheckt, halb abgezogen, noch mehr Schmerzen und dann in mein Omelette gebissen. Etwas gelindert wurde mein Schmerz schon, aber vom Geschmack meines Gerichts blieb leider nicht mehr so viel über. Auch hier wieder ein gut gemeinter Tipp: Wer nicht mit den Fingern essen mag, der sollte etwas Besteck bei sich haben, ich hab mir selten die Finger so versaut wie bei dem Verzehr meines Abendbrots.

Jetzt bin ich wieder im Hotel, gleich werde ich mein Bett beziehen, das Mosquitonetz ausfalten und mich dann hinlegen. Morgen früh geht‘s um 20 nach 6 schon los. Mal sehen, was mich heute Nacht so kneift, beißt oder sticht. Es wird spannend.

Gute Nacht.

Der erste Tag in Dar Es Salaam

Im Hotel, Dar Es Salaam, TZA // 22:30 Ortszeit

Die erste Nacht war recht kurz aber erstaunlich gut. Wach wurde ich von dem allgemeinen Verkehrslärm, von Hitze und dem recht unsanften Einsortieren von Besteck und Geschirr in die außen liegende Spüle, welche sich direkt vor meinem Fenster befindet. Nach dem Duschen (und dem besorgen von Trinkwasser zum Zähneputzen) habe ich mich dann ans Frühstück gemacht. In einem kleinen Raum unterhalb meines Zimmers wurde Weißbrot, allerhand Marmelade, undefinierbares Heißen in einem Wärmebehälter und kleine Kuchen gereicht. Da ich meinen Bauch nicht schon am ersten Tag überfordern wollte, hab ich mich dann für‘s Weißbrot mit Marmelade entschieden, dazu ein Küchlein (welche übrigens exakt so aussehen und schmecken wie die selbstgemachten „Fassenachtskichelscha“ aka. Berliner von Oma) und einen Saft einer mir unbekannten Frucht. Oder Früchte? Keine Ahnung, was soll‘s, geschmeckt hat‘s auf jeden Fall.

Nach einer kurzen Pause habe ich mich dann an Weston gewendet, er hat mir ein Bajaji organisiert welches mich für 20.000 TSH (ca. 8€) die knapp 15km in die Innenstadt gebracht hat. Alles was ich gestern zum hiesigen Verkehr geschrieben hab wurde definitiv um Lichtjahre übertroffen. Dass Verkehrszeichen hier deutlich weniger Bedeutung haben als zu Hause war mir zwar bewusst, aber spätestens nachdem wir mit unserem Gefährt über eine rote Ampel geschossen sind bei der auch nur sechs weitere Spuren kreuzten wurde mir absolut klar, dass es sich hierbei maximal um Vorschläge (aber keinesfalls um Anweisungen) handeln kann. Auch wurde durch einige sehr offiziell ausschauende Männer versucht der Verkehr zu regeln, wobei ich mir im Nachhinein nicht sicher bin, ob sie es wirklich versuchten, oder nur bemüht waren nicht selbst überfahren zu werden. Die Fahrt endete sehr abrupt an einer Kreuzung mit den Worten „The city-center my friend“, ich rückte die Kohle raus und schon zischte mein Gefährt samt Fahrer schon ab.

In der Innenstadt angelangt bin ich erst mal ohne Ziel losgestiefelt. Und wenn ich „gestiefelt“ schreibe, dann mein ich das auch so. Aufgrund meiner geplanten weiteren Reise habe ich wirklich festes Schuhwerk dabei, ich bin immer noch heil froh, diese Schuhe heute in der Innenstadt getragen zu haben. Entweder kennen die Menschen welche hier wohnen jeden Kieselstein oder haben Bänder wie Drahtseile, andernfalls ist ein unbeschadetes gehen hier kaum möglich. Die Qualität der Wege ist so wechselhaft, hier kann man Pflastersteine, Asphalt, Staub, Gestrüpp, kleine Steine und große Steine auf einem Weg haben, alles innerhalb weniger Meter und natürlich wahlweise mit Flüssigkeiten aller Art und super viel Unrat. Der Killer für jedes Außenband welches nur die Münchner sowie Hunsrücker Straßen gewohnt ist. Jedenfalls sind Stiefel für mich hier geeignet, alle anderen Menschen hier schwören auf Flip-Flops.

Tatsächlich habe ich neben Deodorant (welches man hier tendenziell nur in Apotheken bekommt) auch etwas Essbares auftreiben können. Wobei „auftreiben“ eigentlich die falsche Vokabel ist. Hier wird wirklich an jeder Ecke etwas angeboten, oftmals kann ich erahnen was es ist, möchte aber meinen Bauch noch nicht allzu viel zumuten. Nachdem ich an der was-weiß-ich-wie-vielten Fritteuse (also fettgefülltem Blecheimer mit Feuer drunter) vorbei gekommen bin überkam mich doch die Lust. Was wird hier angeboten? In einer Art Auslage wird Fleisch, etwas pommesartiges und etwas krautartiges angeboten. Ich entscheide mich für das pommesartige, bezahle 2.000 TSH (ca. -,80€) und bekomme eine richtig dicke Tüte voll sehr gut schmeckender Pommes mit sehr leckerer Soße bis jetzt unklarer Art. Eine Flasche Limo für 1.000 TSH hole ich an einer anderen Ecke und so gehe ich zu einem schattigen Platz um mein Mahl einzunehmen. Erst später stelle ich fest, dass ich wohl gerade gegenüber eines Krankenhauses bin, Menschen in Klinik-Dress lassen mich stutzig werden, der anfahrende Krankenwagen bestätigt meinen Verdacht.

Kurz zum weitern Aussehen in der Stadt: Alle Elektriker oder solche die es noch werden wollten sollten einfach die folgenden Bilder übersprungen.

Weiter gehts in Richtung Wasser. Das Meer ist ganz nah. Irgendwann erreiche ich auch einen Zaun, von dem aus das Wasser zu sehen ist. Der Straße folge ich ohne großartig darüber nachzudenken in eine Richtung, der immer stärker werdende Geruch nach Fisch deutet auf die Nähe eines Fischereihafens oder -Markts hin. Also dem Geruch nach und nach wenigen Minuten erreiche ich dann auch den Fischmarkt. Hier muss Jean-Baptiste Grenouille geboren worden sein, dieser Fischmarkt erinnert mich wirklich stark an das, was Patrick Süskind in „Das Parfum“ beschrieben hat. Und wieder bin ich wirklich froh mit meinen Stiefeln. Ich finde mich zwischen Styroporboxen mit wirklich frischem Fisch und wirklich altem, verwesenden Fisch, Schlachtabfällen, Blut, unzähligen Menschen und wahnsinnig vielen Mücken wieder. Ganz kurz kommt mir der Gedanke zum Erregerspektrum an diesem Ort in den Sinn und stelle dann einfach fest: Alles. Hier gibts wohl wirklich alles. Allerdings muss man sagen, dass der Geruch hier nicht am intensivsten war. Es muss einen Ort geben, von dem aus dieser wirklich intensive Geruchsmix ausgeht welcher mir immer wieder in die Nase getrieben wird. Kaum gehe ich um die Ecke entdecke ich es. Ein Gebäude, darunter dicht an dicht Menschen die Kochen, Menschen die Fischgekröse ausnehmen, eben dieses Fischgekröse überall auf Tischen und Boden, Blut, Mücken und frischem Fisch. Auch gibt es hier allerlei „Beilagen“, wie Gemüse, Wurzeln, Obst, Mais und dergleichen. Vieles davon schaut auch gut aus, leider wird alles von dem wirklich krassen Geruch übertüncht. Hier war ich dann wirklich froh, dass ich schon einige wirklich eklige Gerüche aufgrund meiner Arbeit in die Nase bekommen habe, allerdings wäre eine etwas schlechter funktionierende Nase an dieser Stelle sicher hilfreich gewesen.

Achtung, gefühlt Fakten incoming:
Der Verkehr besteht zu ca. 30% aus Motorrädern, 30% Bajajis, 25% „kaum“ überfüllten Bussen, der Rest setzt sich zusammen aus Autos, Handkarren, LKWs (deren Fahrerinnen und Fahrer eine sehr spannende Auffassung von Ladungssicherung haben) und vereinzelten Fahrrädern. Auch gibt es mehrere Linien eines offiziellen Schnellbus-Netzes, die Haltestellen und Wege hierfür sind extra gebaut und es scheint auch echte Buslinien zu geben. Bei den anderen Bussen, welche deutlich kleiner und nicht blau sind, hat man oft den Eindruck, dass der Besitzer einiges von sich preisgibt und den Bus wirklich nach seinen Vorstellungen gestaltet. So sind Busse mit gesprayten Gebeten, mit ausfüllenden Bannern von Fußballprofis und -Mannschaften, Jahreszahlen, Drohungen (?!) und allen Kombinationen aus all dem und noch viel mehr an mir vorbeigerauscht. Was mir allerdings nicht klar wurde, wie ich erkennen kann, wohin ein Bus fährt. Es ist und bleibt mir ein absolutes Rätsel, wie dieses System funktionieren soll. Es steht auf jeden Fall fest, dass zwei Menschen benötigt werden: Eine:r fährt, eine:r an der Tür. Erstere:r ist vermutlich vom Teufel besessen, kennt am Bus vor allem die Hupe sehr genau und hat auch wenig Skrupel mit Vollgas in Menschenmengen reinzurauschen, es hat alles funktioniert, niemand wurde überfahren und es waren immer noch mindestens 10 mm Luft zwischen Bus und anderen Verkehrsteilnehmenden, welche scheinbar alle weniger Rechte als Busse haben. Zweitere:r steht an der Tür, haut aufs Blech wenn ein Fahrgast kommt, lässt wieder anfahren wenn der Fahrgast nur noch wenige Schritte vom Bus entfernt ist und kassiert am Ende auch ab. Ein „voll“ gibt es auf jeden Fall nicht, ebensowenig gibt es Haltestellen und die Sache mit den Linien wird mir wohl für immer ein Rätsel sein.

An einem blauen Busse entdeckte ich jedoch, dass er wohl Richtung „Fire Station“ fahren würde. Also Handy raus, Maps auf, ist nur wenige Minuten entfernt also ab da hin. Meine Erwartung war zwar nicht sonderbar groß aber unspektakulären hätte es kaum sein können. Ein unscheinbares Gebäude, durch das offene Tor konnte man in den Innenhof sehen, dort standen zwei rote Fahrzeuge welche allerdings eher ausgemustert aussahen, weitere Fahrzeuge waren nicht auszumachen. Auch schien es nicht so, als ob sich hinter den drei geschlossenen Toren noch Feuerwehrfahrzeuge verstecken würden.


An dieser Stelle möchte ich noch das Ambulanzfahrzeug mit erwähnen, welches ich vor dem oben genannten Krankenhaus entdeckt habe. Scheinbar sind diese Transporter direkt den Krankenhäusern angegliedert, nirgends konnte ich etwas offizielles erkennen.

Etwas enttäuscht entschied ich mich den Heimweg anzutreten, die Uber-App half mir ein halbwegs vertrauenswürdiges Bajaji zu finden und 10 Minuten später rollte ein rotes Gefährt vor. Die Fahrt sollte doppelt so lange dauern wie der Hinweg, es war allerdings nur ein Kilometer mehr Strecke. Der Verkehr war schuld. Verkehrszeichen haben hier scheinbar keinerlei Bedeutung. An vielen fahrbaren Untersätzen sind Unmengen an bunt blinkenden Lichtern verbaut, scheinbar ohne Bedeutung. Wenn jetzt eine Ampel bunt blinkt…. Egal. Alles was zählt ist hupen und Vollgas. Ich musste einige Male den Atem anhalten aber mein Fahrer kannte sein Gefährt. Vor allem von der Bremsleistung und vom Wendekreis bin ich immer noch überrascht, mit kurzem Tankstopp wurde ich sicher am Hotel abgegeben. Für 13.000 TSH (ca. 5,20€) fast eine Stunde unterwegs, 15 Kilometer weit? Absolut super! Mit etwas Glück wird sowas auch demnächst an meinen Lieblings-Konzertlocations eingeführt, beim Teilen des Fahrpreises durch zwei würde sich richtig Geld sparen lassen. Wobei man wohl auch zu acht in einem Bajaji fahren kann. Heute gesehen. ABer für deutsche Verhältnisse WÜrde das den Rahmen schon sprengen.

Jetzt bin ich im Hotel, habe eben ein wenig telefoniert und werde gleich noch mehr telefonieren. FaceTime hilft wirklich sehr, sich hier nicht komplett allein und so weit weg von zu Hause zu fühlen, wie es in Wirklichkeit ist. Alles in allem muss man jedoch sagen, dass die Menschen hier alle wirklich freundlich sind und man auch echt den Eindruck hat, dass hier viel mehr gelacht wird aus im harten Bayern oder aufm Hunsrück. Morgen wird sich erst mal etwas ausgeruht, am Freitag morgen geht‘s wieder ab zum Flughafen, weiter nach Songea. Bis dahin.

Gute Nacht.

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